Nordkorea testet Raketen während des Papstbesuches im Süden
Seoul (dpa) - Unter dem Eindruck der Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea hat Papst Franziskus seine erste Pastoralreise nach Asien mit einem Friedensaufruf begonnen.
„Koreas Streben nach Frieden ist uns ein Herzensanliegen, denn es wirkt sich auf die Stabilität der gesamten Region und in der Tat auf unsere ganze kriegsmüde Welt aus“, sagte der 77-jährige Argentinier am Donnerstag zum Auftakt des ersten Besuchs eines Papstes in Südkorea seit 25 Jahren. Kurz vor und nach seiner Ankunft feuerte Nordkoreas Militär nach Armeeangaben in Südkorea erneut Raketen in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) ab.
Er wolle zu Bemühungen um Versöhnung auf der geteilten Halbinsel ermutigen, „denn sie sind der einzig sichere Weg zu dauerhaftem Frieden“, sagte Franziskus nach einem Treffen mit Präsidentin Park Geun Hye in einer Rede im Präsidentenpalast in Seoul. Damit solle auch ein Beispiel für die Jugend gegeben werden. Neben einer Würdigung von koreanischen Märtyrern stehen Begegnungen mit jungen Gläubigen im Mittelpunkt seines fünftägigen Besuchs.
Park bekräftigte ihrerseits, dass Nordkorea auf die Entwicklung von Atomwaffen verzichten müsse. Am Montag hatte Südkorea dem verfeindeten Nachbarn neue Gespräche über eine Verbesserung der Beziehungen vorgeschlagen.
Nach Angaben Südkoreas verschoss die nordkoreanische Volksarmee am Donnerstag fünf Raketen von kurzer Reichweite. Sie seien vermutlich von Mehrfachraketenwerfern an der Südostküste abgefeuert worden und über 200 Kilometer weit geflogen. Das kommunistische Regime Nordkoreas hatte Südkorea und die USA zuletzt mehrfach vor einem jährlichen gemeinsamen Militärmanöver gewarnt, das kurz nach dem Besuch des Papstes in der nächsten Woche beginnen soll. Nordkorea sieht in diesen Übungen Angriffsvorbereitungen, was beide Länder aber bestreiten. Seit Jahresbeginn hat Nordkorea ungewöhnlich viele Raketen unterschiedlicher Typen getestet.
Nach seiner im TV übertragenen Ankunft auf einem Militärflughafen in Seoul wurde Franziskus auf einem roten Teppich von Park empfangen. Am Flughafen begrüßte er auch Mitglieder von vier Familien, die bei dem Untergang der Fähre „Sewol“ im April vor der Südwestküste Südkoreas engste Angehörige verloren hatten. Bei der Katastrophe kamen rund 300 Menschen ums Leben. Die betroffenen Familien hatten an den Papst appelliert, ihre Forderungen, eine gründlichen Untersuchung der Unglücksursache eingeschlossen, zu unterstützen. Franziskus wurde auch von nordkoreanischen Flüchtlingen, Behinderten sowie Opfern von Verbrechen begrüßt. Danach wurde er in einem schwarzen Kompaktauto der koreanischen Marke Kia zunächst zur Botschaft des Vatikans gefahren.
Der Besuch in Südkorea spiegelt auch die Absicht des Papstes, Asien zum Schwerpunkt seines Pontifikats zu machen. In Asien wird der Anteil der Katholiken auf nur etwas über drei Prozent geschätzt - in Südkorea sind es nach Angaben der Kirche immerhin über zehn Prozent der Bevölkerung von etwa 52 Millionen Menschen.
Bei einem Gottesdienst in der Hauptstadt Seoul will Franziskus am Samstag 124 koreanische Gläubige seligsprechen, die im 18. und 19. Jahrhundert den „Märtyrertod“ gestorben waren. Offizieller Anlass der Reise ist der sechste Asiatische Jugendtag in Taejon.Im WM-Stadion der Stadt will der Papst am Freitag eine Mariä-Himmelfahrtmesse abhalten.
Auf dem Flug nach Südkorea sagte der Papst laut Vatikan in einer Grußbotschaft an Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping: „Ich rufe den göttlichen Segen für Frieden und das Wohl für die Nation.“ Es war das erste Mal, dass China das Flugzeug des Papstes durch seinen Luftraum fliegen ließ.