Obamas Antrittsrede im Wortlaut (Auszüge)
Washington (dpa) - Barack Obama ist zum zweiten Mal als Präsident der USA vereidigt worden. In einer knapp 19-minütigen Rede vor dem Kapitol in Washington hat er am Montag seine Pläne für die Zukunft Amerikas umrissen.
Die dpa dokumentiert die wichtigsten Passagen:
„Jedes Mal, wenn wir einen neuen Präsidenten in sein Amt einführen, werden wir Zeuge der großen Stärke unserer Verfassung. Wir bekräftigen das Versprechen unserer Demokratie. Das, was unsere Nation zusammenhält, ist nicht unsere Hautfarbe, nicht unser Glaube oder die Herkunft unserer Namen. Was uns auszeichnet, was uns zu Amerikanern macht, ist unsere Loyalität einer Idee gegenüber, die vor mehr als zwei Jahrhunderten in einer Erklärung niedergeschrieben wurde: "Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit bestimmten unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören." ... Die Geschichte lehrt uns, dass diese Wahrheiten vielleicht selbstverständlich sind, aber sie stellen sich nicht von alleine ein. Freiheit ist eine Gabe Gottes, aber sie muss hier auf Erden bewahrt werden.“
„Wenn die Zeiten sich ändern, müssen wir uns ändern. ... Der Schutz unserer persönlichen Freiheiten bedarf gemeinschaftlicher Anstrengungen. Das amerikanische Volk kann die Anforderungen der Welt nicht mehr allein erfüllen, so wenig wie amerikanische Soldaten Kommunismus und Faschismus mit Musketen und Milizen bekämpfen konnten. ... Jetzt, mehr als jemals zuvor, müssen wir zusammenarbeiten.“
„Ein Jahrzehnt des Krieges endet nun. Die wirtschaftliche Erholung hat begonnen. Amerikas Möglichkeiten sind unbegrenzt, weil dieses Amerika alle Eigenschaften hat, die eine Welt ohne Grenzen verlangt: Jugend, Schwung, Vielfalt und Offenheit, Risikobereitschaft und die Gabe, sich immer wieder neu zu erfinden. Wir sind für diesen Moment gemacht, und wir werden die Chance nutzen können, wenn wir es gemeinsam anpacken.“
„Wir, das Volk, glauben, dass unser Land nicht erfolgreich besteht, wenn es einer immer kleiner werdenden Minderheit sehr gut geht und eine immer größer werdende Mehrheit kaum über die Runden kommt. Wir glauben, dass der Wohlstand auf eine breite Mittelschicht verteilt werden muss. ... Wir stehen zu unserem Credo, wenn ein in Armut geborenes Mädchen weiß, dass es die gleiche Chance hat, es zu schaffen, wie alle anderen auch; weil sie Amerikanerin ist, weil sie frei ist, weil sie ebenbürtig ist, nicht nur in den Augen Gottes, sondern auch in unseren.“
„Wir glauben nicht, dass Freiheit in diesem Land für die reserviert ist, die Glück gehabt haben, oder Freude nur für wenige. Wie verantwortungsbewusst wir auch leben mögen, jeden von uns können Arbeitslosigkeit oder Krankheit treffen, oder unser Haus wird von einem furchtbaren Sturm weggeschwemmt. Dass wir füreinander einstehen, über die Kranken- und Sozialversicherung, macht uns nicht schwächer, es macht uns stärker. Das macht aus unserem Land kein Land der Nehmer, sondern es befreit uns und gibt uns die Möglichkeit, die Risiken einzugehen, die unser Land so großartig machen.“
„Wir, das Volk, glauben an unsere Verpflichtung, nicht nur uns selbst gegenüber, sondern auch der Nachwelt. Wir werden auf die Bedrohung durch den Klimawandel reagieren, weil wir wissen, dass ein Versagen eine Bedrohung für unsere Kinder und künftige Generationen darstellt. ... Der Weg zu erneuerbaren Energien ist lang und manchmal schwierig. Aber Amerika kann sich da nicht raushalten, wir müssen vorweggehen!“
„Wir, das Volk, erklären heute, dass die selbstverständlichste aller Wahrheiten die ist, dass alle von uns gleich geschaffen sind. Und das ist unser Leitstern, nach wie vor. ... Aber wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, solange unsere Ehefrauen, Mütter und Töchter nicht das gleiche Geld verdienen. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, solange unsere homosexuellen Brüder und Schwestern vom Gesetz nicht behandelt werden wie jeder andere auch. Denn wenn wir gleich geschaffen sind, muss auch die Liebe eines Menschen zu einem anderen gleichwertig sein. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, solange Menschen stundenlang warten müssen, bis sie ihr Wahlrecht ausüben können. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, ehe wir einen besseren Weg gefunden haben, die Einwanderer in Empfang zu nehmen, die in Amerika immer noch das Land der Möglichkeiten sehen. Und wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, ehe alle Kinder von den Straßen Detroits über die Hügel der Appalachen bis zu den stillen Straßen von Newtown wissen, dass man sich um sie kümmert, sie respektiert und sie beschützt. Das ist die Aufgabe unserer Generation.“