Pakistan will nach Schulmassaker Terroristen wieder hinrichten
Islamabad (dpa) - Nach dem Massaker pakistanischer Talibankämpfer in einer Schule in Peshawar will die Regierung Terroristen künftig wieder hinrichten lassen. Das beschloss Premierminister Nawaz Sharif nach Angaben seines Büros vom Mittwoch.
Für verurteilte Terroristen werde ein derzeit für die Todesstrafe geltendes Moratorium aufgehoben. Zugleich schloss Sharif künftige Verhandlungen mit den pakistanischen Taliban (TTP) aus und kündigte an, verstärkt militärisch gegen die Extremisten vorzugehen.
Bei der Terrorattacke kamen nach neuesten Angaben mehr als 150 Menschen ums Leben, darunter 135 Kinder und Jugendliche. Auch zwölf Mitarbeiter der Schule und ein Soldat sind unter den Toten. Etwa 150 Menschen wurden verletzt. Die Taliban lieferten sich acht Stunden lang schwere Gefechte mit den Sicherheitskräften. Alle sieben Angreifer starben, fünf von ihnen jagten sich selbst mit Sprengstoff in die Luft.
„Genug ist genug“, sagte Sharif am Mittwoch bei einem Treffen mit Spitzenpolitikern des Landes in Peshawar. Er werde die Militanten mit aller Macht des Staates vernichten. „Wir müssen jetzt handeln.“
In ganz Pakistan begann am Mittwoch eine dreitägige Staatstrauer. An öffentlichen Gebäuden wehten die Fahnen auf halbmast. Trauernde versammelten sich, um der Opfer zu gedenken. Bei Beerdigungen spielten sich dramatische Szenen ab.
Taliban-Kämpfer hatten am Dienstag die von der Armee unterhaltene Schule in der nordwestpakistanischen Provinzhauptstadt Peshawar gestürmt. Sieben Extremisten in Uniformen paramilitärischer Kräfte drangen in die Aula vor, wo zwei Schuljahrgänge Erste-Hilfe-Kurse erhielten, berichtete Militärsprecher Asim Bajwa. Die Islamisten hätten dort auf Kinder und Lehrer gefeuert und seien dann von Raum zu Raum gestürmt.
„Sie wollten keine Geiseln nehmen“, sagte der General. „Sie wollten so viele Kinder wie möglich töten.“ Als die Militär-Kommandos anrückten, jagten sich fünf der Angreifer, die Sprengstoffwesten trugen, in die Luft und rissen Lehrer und Verwaltungsangestellte mit in den Tod. Eine Lehrerin sollen sie bei lebendigem Leib verbrannt haben, weil die Frau ihre Schüler schützen wollte.
Der Angriff war der bislang schwerste der TTP und wurde international verurteilt. Selbst die mit der TTP verbündeten afghanischen Taliban kritisierten, die Tat verstoße „gegen die Grundlagen des Islam“.
Das Militär hatte im Juni eine Offensive gegen Extremisten in deren Hochburg Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze begonnen. Die TTP hatte den Angriff auf die Schule als Racheakt für die Operation bezeichnet. Nach Angaben des Militärs wurden seit Beginn der Offensive in den Stammesgebieten mehr als 1150 Extremisten getötet.
„Wir haben die Schule angegriffen, weil die Armee unsere Familien angreift“, teilten die Taliban mit. „Wir wollen, dass sie unseren Schmerz fühlen.“