Papst dankt den Gläubigen zum Abschied und betet für alle
Rom (dpa) - Unmittelbar vor seinem Rücktritt hat sich Papst Benedikt XVI. mit einer emotionalen Ansprache und unter dem Jubel der Gläubigen von der Öffentlichkeit verabschiedet.
In seinem Pontifikat habe es Zeiten mit hohem Wellengang und Gegenwind gegeben, sagte er am Mittwoch in seiner Ansprache auf dem Petersplatz. „Es war für die Kirche eine Wegstrecke, bei der es Momente der Freude und des Lichtes gab, aber auch nicht einfache Momente.“
Benedikt betonte, nach seinem Rücktritt in Zukunft weiter der Kirche dienen zu wollen und schloss eine Rückkehr ins Privatleben aus. Bei seiner letzten Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom jubelten dem gerührten Benedikt bis zu 150 000 Pilger zu.
Am Donnerstag um 20.00 Uhr endet Benedikts Amtszeit. Gegen 17.00 Uhr fliegt er mit einem Hubschrauber zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms, die zunächst seine Heimstatt sein wird.
Benedikt zog kurz vor dem Ende seines fast achtjährigen Pontifikats noch einmal Bilanz. „Der Herr gab uns so viele Tage der Sonne und der leichten Brise, Tage, in denen der Fischzug wirklich reich war“, sagte er. „Aber es gab auch Momente, in denen wir hohen Wellengang und Gegenwind hatten, wie in der ganzen Geschichte der Kirche.“ Der Herr habe ihn geführt, betonte der gebürtige Bayer: „In Zeiten der Freude und des Lichts, aber auch in schwierigen Zeiten.“
Der Papst bedankte sich bei allen, die seinen vor gut zwei Wochen angekündigten Rücktritt mit Respekt und Verständnis aufgenommen haben. „Ich habe diesen Schritt im vollen Bewusstsein darum, wie schwerwiegend und auch wie neu er ist, getan.“ Die Entscheidung sei zum Wohl der Kirche gefallen. Benedikt ist der erste Papst der Neuzeit, der zurücktritt. Er hatte den Schritt mit schwindenden Kräften begründet.
Benedikt würdigte auch seine Mitarbeiter, die für ihn während des fast achtjährigen Pontifikats ein sicherer Halt gewesen seien. „Ein Papst scheint allein, aber er ist nicht allein, wenn er das Schifflein Petri lenkt.“ Er bedankte sich für die vielen Zeichen der Freundschaft. „Der Papst ist nie allein, das erfahre ich jetzt noch einmal auf so großartige Weise, dass sie wirklich ans Herz rührt.“
Er zeigte sich beeindruckt von der Stimmung auf dem Petersplatz, auf dem die Menschen Fahnen schwenkten und ihm mit „Benedetto-Rufen“ zujubelten. „Ich bin wirklich bewegt“, sagte er. Immer wieder wurde Benedikt bei seiner Ansprache vom Jubel der Gläubigen unterbrochen. Er dankte den katholischen Christen in aller Welt und schloss auch alle anderen Menschen in sein Gebet ein.
Unter strahlend blauem Himmel feierte die Menschenmasse das Oberhaupt der katholischen Kirche schon vor Beginn der Generalaudienz. Zum Auftakt fuhr Benedikt mit dem Papamobil durch ihre Reihen und grüßte die Gläubigen.
Der 85-Jährige hinterlässt eine Kirche mit vielen Baustellen, die nach Missbrauchskandal und „Vatileaks“-Affäre vor großen Herausforderungen steht. „Ich werde weiterhin den Weg der Kirche im Gebet begleiten“, bekräftigte er bei der Generalaudienz. Im März soll sein Nachfolger gewählt werden, der Termin für das Konklave ist noch unklar. Die Kardinäle sollen nicht vor Anfang nächster Woche zusammenkommen, um über den Beginn des Konklaves zu entscheiden.
In Deutschland werden aus dem Anlass in vielen katholischen Kirchen die Glocken läuten. Zudem gibt es Dankgottesdienste, darunter einen zentralen in der Kathedrale St. Hedwig in Berlin, zu dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet wird.
Das scheidende Oberhaupt der Katholiken betonte erneut, der Kirche weiter treu bleiben zu wollen. „Ich kehre nicht ins Privatleben zurück, in ein Leben der Reisen, Begegnungen, Empfänge, Konferenzen“, sagte Benedikt. Auch seinen vielleicht letzten Tweet verschickte er am Mittwoch. „Mein Wunsch ist es, dass ein jeder von uns die Freude spürt, Christ zu sein und von Gott geliebt zu sein, der uns seinen Sohn geschenkt hat“, schrieb er in dem Kurznachrichtendienst.
Auch Hunderte Pilger aus Benedikts Heimat Bayern kamen auf den Petersplatz, schwenkten unübersehbar weiß-blaue Fahnen. Dutzende Gebirgsschützen und zahlreiche Trachtler in ihren farbenfrohen Gewändern überbrachten dem Papst Grüße. Eine Blaskapelle aus Traunstein, wo Benedikt einst zur Schule ging, spielte die Bayern-Hymne. Es war Benedikts 348. Generalaudienz. Insgesamt kamen mehr als fünf Millionen Menschen zu den Veranstaltungen.
Zahlreiche Kardinäle aus aller Welt nahmen an der Audienz teil. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagt bei seiner kurzen Begegnung mit Benedikt, Bayern und Deutschland seien ihm „sehr, sehr dankbar“. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sagte: „Dieser Tag erfüllt uns natürlich mit Wehmut, denn Abschied bedeutet auch immer Trauer.“ Er lobte Benedikt als „Brückenbauer“, der die Kirche „entscheidend geprägt“ habe.