Papst ernennt 22 neue Kardinäle - unter ihnen zwei Deutsche

Rom (dpa) - In einer feierlichen Zeremonie hat Papst Benedikt XVI. 22 neue Kardinäle ernannt, unter ihnen der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und der deutsche Jesuitenpater Karl Josef Becker.

Der Papst nahm sie am Samstag im Rahmen seines vierten Konsistoriums, der Vollversammlung der Kardinäle, in sein höchstes Beratergremium auf. Nun seien sie um eine „noch größere Verfügbarkeit für Christus und für die ganze christliche Gemeinschaft“ gebeten, erinnerte er die neuen Kardinäle am Sonntag in einer Messe an ihre hohe Verantwortung. Er bete darum, dass sie mit ihm unermüdlich an der Einheit der Kirche arbeiten könnten, fügte der Papst im anschließenden Angelusgebet an.

Mit der Ernennung von Woelki (55) und Becker (83) gibt es nun neun deutsche Kardinäle in dem Kollegium. Von ihnen sind sechs unter 80 Jahre alt und damit bei einer möglichen Papstwahl stimmberechtigt. Mit den 22 neuen Kardinälen steigt ihre Zahl auf insgesamt 214, wobei 125 von ihnen bei einer Papstwahl stimmberechtigt wären.

Der Papst rief die Kardinäle auf, eng mit ihm in der Leitung der Weltkirche zusammenzuarbeiten. „Es geht darum, herausragende Diener der Kirche zu sein“, forderte das Oberhaupt der Katholiken sie dazu auf, mit Kraft, Klarheit, Weisheit und Treue zu wirken. Sie sollten für ihn beten, „dass ich mit milder Festigkeit das Steuer der Kirche führen kann“. Beobachter sahen diese Bitte auch vor dem Hintergrund jüngster Berichte über Intrigen im Vatikan und ein angebliches, vom Heiligen Stuhl sofort dementiertes Mordkomplott gegen den Papst.

Die neuen Kardinäle erhielten im Petersdom vom Papst ihren roten Kardinalshut und ihren Kardinalsring. Außerdem wurde den neuen Purpurträgern traditionsgemäß eine Titelkirche zugeteilt. Damit ist ein Kardinal nominell auch Pfarrer in Rom mit eigener Gemeinde.

Der 55-jährige Woelki, erst seit einem halben Jahr Erzbischof von Berlin, übernimmt die Position des jüngsten Kardinals in dem Kollegium von dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx (58).

Zur Ernennung Woelkis war eine große Delegation nach Rom gereist, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Er überbrachte „herzliche Glückwünsche“ und wünschte den neuen Kardinälen viel Erfolg. Woelki habe in seiner kurzen Zeit in Berlin bereits „Akzente des Dialogs und der Begegnung“ gesetzt.

Für das Erzbistum Berlin und die Hauptstadt sei es ein wichtiges Zeichen, „dass ihr Erzbischof auch Kardinal ist und somit dem "Senat des Papstes" angehört“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, zur Ernennung Woelkis. Die Kardinäle wüssten um ihre Bindung an den Papst und würden so „zu einem Stück der Repräsentanz von Weltkirche“.

Woelki wertete seine Ernennung auch als „eine Auszeichnung für die Berliner, für die deutsche Hauptstadt und für die Katholiken, die in der DDR ihren Glauben bekannt und von Christus Zeugnis gegeben haben“. Er betonte das starke soziale Engagement der Kirche. Zusammen mit Reinhard Marx wolle er versuchen, der Kirche in Deutschland ein „neues Gesicht“ zu geben, sagte der neue Kardinal vor Journalisten.

„Ich bin relativ entspannt gewesen, dann habe ich aber doch feuchte Hände bekommen“, berichtete Woelki von seiner Erhebung. „Meine Rolle muss ich hier erst noch finden“, sagte er. Auch habe er sich in diesen Tagen einige Male „gekniffen“, sich also gefragt, ob der rasche Aufstieg vom Weihbischof zum Kardinal Wirklichkeit sei.