Papst predigt Religionsfreiheit
Berlin/Rom (dpa) - Christen in aller Welt haben vor dem Hintergrund von Terror und Kriegen das Fest des Friedens gefeiert. Papst Benedikt XVI. rief in seiner Weihnachtsbotschaft zu Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität auf und erteilte den traditionellen Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis).
Die evangelischen und katholischen Bischöfe in Deutschland lehnten in ihren Weihnachtspredigten Gentests an künstlich gezeugten Embryonen strikt ab. Auch die Missbrauchsfälle in kirchlichen Einrichtungen waren ein Thema der Weihnachtspredigten.
Der Papst verlangte vor Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom am Weihnachtstag die „volle Achtung der Religionsfreiheit“ aller Gläubigen. Das 83-jährige Oberhaupt der Katholiken verurteilte die Diskriminierung und Verfolgung von Christen in vielen Ländern. „Die Nachricht von Weihnachten ist Licht auch für die Völker, für den gemeinsamen Weg der Menschheit“, machte der Papst den Menschen weltweit aber auch Hoffnung. Der Pontifex ging auf die Krisenherde unter anderem in Nahost, Afrika sowie Afghanistan und Pakistan ein.
Benedikt verlas von der Loggia des Petersdoms Weihnachtsgrüße in 65 Sprachen. Auf Deutsch sagte er: „Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!“ Am Heiligen Abend hatte er mit Tausenden Gläubigen die Christmette im Petersdom gefeiert.
Der lateinische Patriarch Fouad Twal rief in der Mitternachtsmesse in der Geburtskirche in Bethlehem zum Gebet für den Frieden im Nahen Osten auf. Die Basilika steht an der Stelle, wo Jesus nach christlicher Überlieferung geboren wurde. Der ranghöchste Repräsentant des Vatikans im Heiligen Land betete in Anwesenheit von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.
Im Irak feierten die Christen angesichts terroristischer Bedrohungen das Weihnachtsfest ohne große Zeremonien. Statt Christmetten gab es in den Kirchen meist nur kurze Gebete.
In Deutschland forderte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, in seiner Predigt erneut ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID). „Es besteht die Gefahr eines Dammbruchs, wenn sich der Mensch zum Herrn über andere Menschen macht und bestimmt, welches Leben sich entwickeln darf und welches nicht“, sagte der Erzbischof am Samstag im Freiburger Münster.
Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich sagte in seiner Weihnachtspredigt in München, Christen könnten nicht akzeptieren, wenn mit der Zulassung der PID ein Instrument geschaffen würde, „das erklärtermaßen das Ziel der Selektion“ habe.
Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht und gegebenenfalls aussortiert. So sollen Fehl- und Totgeburten oder die Geburt eines schwer kranken Kindes vermieden werden. Eine gesetzliche Regelung wird derzeit kontrovers diskutiert.
Mehrere Bischöfe sprachen die Fälle sexuellen Missbrauchs in Kirche und Gesellschaft an. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, der Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche ist, sagte: „Gerade als Kirche mussten wir in dem nun zu Ende gehenden Jahr erleben, wie dunkel, wie schmerzlich und wie abstoßend die Aufdeckung der Wahrheit über Situationen und Menschen sein kann.“ Aus Sicht des Essener Bischofs Overbeck ist es nun Aufgabe der Kirche, „alles zu tun, um den Schaden nach dem uns gegebenen menschlichen Maß des Möglichen wiedergutzumachen“.
Zollitsch räumte Fehler bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle ein. „Aus heutiger Sicht hätten wir früher reagieren müssen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Er räumte eine Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise ein.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner warnte davor, Gott aus dem Alltag der Menschen zu verbannen. Dann werde die Welt „wüst und wirr“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, ermunterte die Menschen, auf Gott zu vertrauen. „Gott gibt die Welt und uns Menschen nicht verloren.“