Papst spricht Missionar Joseph Vaz auf Sri Lanka heilig
Colombo (dpa) - Papst Franziskus hat den Missionar Joseph Vaz bei einer Messe mit mehr als einer halben Million Gläubigen in Sri Lanka heiliggesprochen.
Franziskus nannte den Priester des 17. Jahrhunderts ein Vorbild, weil er sich um Arme und Kranke kümmerte und so religiöse Spaltung überwand. Die Menge in Colombo applaudierte nach der Segensformel am Mittwoch lange, Glocken läuteten.
Anschließend flog der Papst in den Norden der Insel, wo mehr als ein Vierteljahrhundert lang ein blutiger Bürgerkrieg tobte. Er betete dafür, dass die Mitglieder der tamilischen Minderheit und die der singhalesischen Mehrheit wieder zu einer Familie werden. Dazu sollten sie Sühne leisten. „Nur wenn wir im Licht des Kreuzes zur Einsicht gelangen, zu welchem Übel wir fähig sind und an welchem wir sogar teilgenommen haben, können wir echte Reue und aufrichtige Buße erfahren“, sagte der 78-Jährige.
Jospeh Vaz ist der erste katholische Heilige im überwiegend buddhistischen Sri Lanka. Er wurde 1651 im indischen Goa geboren, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens aber auf Sri Lanka. Dort missionierte er trotz der Kolonialherrschaft der calvinistischen Niederländer und baute die katholische Kirche auf der Insel wieder auf. 1711 starb er. Er sei ein „großer Missionar des Evangeliums“ gewesen, sagte Franziskus. Die Heiligsprechung erfolgte ohne zweites Wunder.
„Wie wir lebte er in einer Zeit rascher und tiefgreifender Veränderungen: Die Katholiken waren eine Minderheit und oft untereinander gespalten, und es gab gelegentliche Feindseligkeiten, sogar Verfolgung von außen“, sagte Franziskus weiter. Joseph Vaz stehe damit für die Herausforderungen, gegen Widerstände voranzuschreiten und an die Peripherien zu gehen. An ihm sollten sich die Gläubigen ein Beispiel nehmen.
Einmal mehr ging Franziskus auf die Gläubigen zu. Sowohl in Colombo als auch am Marienheiligtum in Madhu ließ er sein Papamobil anhalten, um Kinder, Arme und Kranke zu berühren. Außerdem ließ er eine weiße Taube - ein Symbol des Friedens - fliegen. Er sagte, er hoffe auf Versöhnung in dem Land, das so viel Hass, Gewalt und Zerstörung erlebte. Der Marienwallfahrtsort Madhu war dabei selbst zwischen die Fronten geraten; die Marienstatue musste deswegen zeitweilig weggebracht werden.
Insgesamt hörten mehr als 700 000 Menschen die Versöhnungsappelle des Papstes. In Madhu hatten einige Fotos von ihren getöteten oder nach dem Krieg in Armeecamps verschwundenen Angehörigen dabei. Im Park Galle Face Green in Colombo, direkt am Indischen Ozean, versammelten sich die Menschen sogar schon in der Nacht zuvor. „Das ist eine einmalige Gelegenheit“, sagte die 22-jährige Tharanga Maadushani. Auch Buddhisten und Hindus kamen zur Messe.
Etwas abseits am Kai in Colombo saß Edward Kingsley Richard. „Als guter Christ muss man einfach hierherkommen“, sagte der 69-Jährige. Er hörte bereits die Messe von Paul VI. im Jahr 1970 in Colombo. Den Besuch von Johannes Paul II. im Jahr 1995 in Sri Lanka verpasste er leider, wie er sagte. Nun aber sei er glücklich, an diesem „gesegneten Tag“ dabei sein zu dürfen.