Papst wäscht jungen Gefangenen die Füße

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat die traditionelle vorösterliche Fußwaschung an einen ungewöhnlichen Ort gelegt. Das neue Oberhaupt der katholischen Weltkirche wählte das römische Jugendgefängnis Casal del Marmo aus, um dort am späten Gründonnerstag mit 50 Insassen die Abendmahlmesse zu feiern.

Schaulustige säumten die Straße bei seiner Ankunft. Dann feierte Franziskus die Messe in der Gefängniskapelle. Zwölf Insassen verschiedener Nationalitäten und Religionen waren ausgewählt worden, von dem argentinischen Papst die Füße gewaschen zu bekommen - nach dem Vorbild des demütigen Dienstes Jesu an seinen Jüngern vor dem letzten Abendmahl. Aus dem Gefängnis gab es keine TV-Übertragung, um die Privatsphäre der jungen Insassen zu schützen.

„Einer muss dem anderen helfen, das lehrt uns Jesus und das ist das, was ich tue, es ist meine Pflicht“, sagte Franziskus in der Messe, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Es komme bei ihm von Herzen, er liebe es, fügte er an. Die Fußwaschung sei ein Symbol und ein Zeichen, sie bedeute, „dass ich zu Deinen Diensten bin.“ Wer höhergestellt sei, der müsse im Dienst der anderen stehen. Die Messe wurde von Jugendlichen mit Gitarrenklängen und Gesängen untermalt.

Unter den zwölf jungen Häftlingen, denen Franziskus die Füße wusch, waren eine italienische Katholikin und eine serbische Muslimin. Die etwa 50 jungen Gefangenen hatten für den Papst Geschenke vorbereitet, ein hölzernes Kruzifix und eine Betbank, teilte der Vatikan mit. Franziskus brachte ihnen Ostereier und den traditionellen italienischen Osterkuchen „Colomba“ (Taube) mit.

Jorge Mario Bergoglio hatte bereits als Erzbischof von Buenos Aires solche Messen in Gefängnissen oder unter Kranken gefeiert. Das Jugendgefängnis Casal del Marmo hatten auch seine beiden Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. besucht. Die Abendmahlmesse wurde aber traditionell bisher in der römischen Lateranbasilika gefeiert.

Franziskus hatte am Morgen seine Kirche aufgefordert, in die Randgebiete hinauszugehen, wo Leiden und Blutvergießen herrschten. Dort gebe es auch Blindheit, die sich danach sehne zu sehen, und „Gefangene zu vieler schlechter Herren“, sagte Franziskus im Petersdom in der traditionellen Messe zur Weihe der Salböle.

„Wer nicht aus sich herausgeht, wird, statt Mittler zu sein, allmählich ein Zwischenhändler, ein Verwalter“, wiederholte er den Aufruf an Kirche und Priester, sich zu öffnen. „Es ist eben gerade nicht in den Selbsterfahrungen oder den wiederholten Introspektionen, dass wir dem Herrn begegnen“, führte er aus. Vielmehr müssten die Priester dorthin gehen, wo andere auf das Evangelium warteten.

Zuvor war harsche Kritik des Argentiniers bekanntgeworden, die Jorge Mario Bergoglio schon vor seiner Wahl zum Papst geäußert hatte. Die Selbstbezogenheit der Kirche sei der Grund für das Übel in ihren Institutionen, prangerte er in einer Rede an, veröffentlicht von der Diözesanzeitschrift „Palabra Nueva“ im kubanischen Havanna.

Bergoglio kritisierte so bereits im Vorkonklave vor Kardinälen aus aller Welt eine um sich selbst kreisende Kirche. Er forderte diese auf, aus sich herauszugehen, um den Glauben in die Welt zu tragen.