Papst will zurückgezogen leben, seiner Kirche aber nah bleiben

Rom (dpa) - Nach seinem Rücktritt vom Amt will Papst Benedikt XVI. zurückgezogen leben, seiner Kirche aber im Gebet nah sein. Das kündigte er zwei Wochen vor Ende seines Pontifikats bei einem Treffen mit römischen Priestern an.

Auch am Tag nach seiner letzten großen Zeremonie im Petersdom wurde er von den Zuhörern mit herzlichem Applaus empfangen. Für seinen historischen Schritt erntet Benedikt auch bei einem überwältigenden Teil der Deutschen Verständnis. Die Diskussion über das Profil des künftigen Papstes ist derweil in vollem Gange.

Vor Priestern seines Bistums sagte der Papst, der zugleich auch Bischof von Rom ist: „Auch wenn ich mich nun zurückziehe, bin ich im Gebet immer nah bei euch und ihr werdet immer nah bei mir sein, selbst wenn ich für die Welt verborgen bleibe.“

Auf die Gründe für seinen Rücktritt ging Benedikt nicht weiter ein. „Ich danke Euch, danke für Eure Zuneigung, für die große Liebe für den Papst“, so der 85-Jährige. Nach der Veranstaltung gab es einige „Viva il papa“-Rufe für das scheidende Oberhaupt der katholischen Kirche.

Am Montag hatte der seit 2005 amtierende deutsche Papst seinen Rücktritt für den 28. Februar angekündigt - ein Novum in der Neuzeit. Am Mittwoch war er dann das erste Mal seitdem wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten und sowohl bei der Generalaudienz am Vormittag wie auch später bei seiner wohl letzten großen liturgischen Feier im Petersdom zum Auftakt der Fastenzeit mit großer Begeisterung und Anteilnahme Tausender empfangen worden. Bis zum Ende seines Pontifikats nimmt der Papst noch eine Reihe von Terminen wahr.

Die überwältigende Mehrheit von 88 Prozent aller Deutschen hat laut Umfrage Verständnis für den Rücktritt Benedikts. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigten sich nur 6 Prozent unzufrieden mit der Entscheidung des 85-jährigen Papstes, auf sein Amt zu verzichten.

Die Audienzhalle nahe dem Petersdom war auch am Donnerstag wie bei der Generalaudienz am Vortag prall gefüllt. „Wir verbergen nicht, dass sich bei uns viele Gefühle vermischen: Traurigkeit und Respekt, Bewunderung und Bedauern, Zuneigung und Stolz“, sagte Kardinalvikar Agostino Vallini.

Der Vatikan bestätigte, dass Benedikts Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, den Papst nach dessen Rücktritt zunächst auf der Reise nach Castel Gandolfo und später ins Kloster begleiten werde. Der 56-Jährige werde zudem weiter Leiter der Präfektur des päpstlichen Hauses sein. Was auf lange Sicht aus dem engen Vertrauten von Joseph Ratzinger wird, blieb aber weiter unklar.

Der deutsche Kardinal Walter Kasper hält es durchaus für möglich, dass Päpste in Zukunft häufiger von ihrem Amt zurücktreten. „Es wird alle künftigen Pontifikate als Möglichkeit begleiten“, sagte er der „Zeit“ (Donnerstag). Benedikt habe diese Option mit seiner historischen Entscheidung ins Bewusstsein gebracht, sagte der frühere Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Anforderungen an den nächsten Papst seien hoch. Er müsse die katholische Kirche einen und verschiedenste Meinungen versöhnen.

Die geografische Herkunft des Nachfolgers spielt nach Ansicht des brasilianischen Kardinals Odilo Scherer keine entscheidende Rolle. Dies sei keine essenzielle Frage, sagte der 63-Jährige. „Die Frage ist, ob er in der Lage ist, das Amt zu übernehmen.“ Auch die Frage, ob einer nun jünger sei oder nicht mehr so jung, sei nicht mehr das Wichtigste, sagte Scherer.

Dagegen sprach sich der Theologe und Papstkritiker Hans Küng für eine Altersbeschränkung von 75 Jahren bei Päpsten aus. „Man realisiert, der Papst ist ein Mensch und bleibt ein Mensch, und sein Amt ist kein Sakrament und daher auf Zeit gegeben“, sagte Küng der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag).