Hintergründe zur Tat Paris-Verdächtiger: „Pathologischen Hass auf Ausländer“
Paris · Ein Mann schießt bei einem kurdischen Gemeindezentrum in Paris und tötet drei Menschen. Schnell steht ein rassistisches Motiv im Raum. Nun werden Details zur Tat und zum mutmaßlichen Täter bekannt.
Der mutmaßliche Täter bei einem tödlichen Angriff nahe einem kurdischen Kulturzentrum in Paris hat sich zu einem „pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer“ bekannt. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.
Der Mann habe seit einem Einbruch vor sechs Jahren „immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten“. Bereits am Samstag war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.
Laut Staatsanwaltschaft wollte der Mann ursprünglich im stark von Migranten geprägten Pariser Vorort Saint-Denis Menschen angreifen. Er habe sich bewaffnet dorthin begeben, „um Morde an ausländischen Personen zu begehen“. Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte.
Der Verdächtige hatte es auf alle Migranten abgesehen
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Mann habe dann vor dem kurdischen Kulturzentrum nahe seinem Elternhauses in der Pariser Innenstadt auf eine Frau und zwei Männer geschossen. Zwei Opfer starben sofort. Die dritte Person rettete sich zunächst in ein gegenüber liegendes kurdisches Restaurant und starb dort. Der Angreifer habe dann drei Menschen in einem Friseursalon verletzt, hieß es weiter. Einer der Angegriffenen hätte ihn dann überwältigt und entwaffnet.
Fünf der sechs Opfer haben laut Staatsanwaltschaft die türkische Staatsbürgerschaft, ein Opfer ist Franzose. Die drei Verwundeten seien nicht mehr in Gefahr, aber zwei von ihnen lägen noch im Krankenhaus.
Der Mann wurde mit seiner Waffe, vier Magazinen mit insgesamt 14 Schuss sowie einer Schachtel mit 25 Schuss Munition festgenommen. Den Informationen zufolge wollte er die gesamte Munition verwenden und sich mit dem letzten Schuss selbst töten. Der Verdächtige hatte sich selbst als depressiv und suizidär bezeichnet.
Der Verdächtige hatte es auf alle Migranten abgesehen und ihm unbekannte Menschen angegriffen, wie er laut Staatsanwaltschaft sagte. Gegen Kurden habe er seiner Aussage zufolge etwas gehabt, weil sie „bei ihrem Kampf gegen (die Terrormiliz) Islamischer Staat Gefangene nahmen statt sie zu töten“. Im Umfeld des mutmaßlichen Täters war kein besonderes Interesse für die Situation von Kurdinnen und Kurden bekannt, wie die Staatsanwaltschaft nach Befragungen mitteilte. Nach dem Einbruch 2016 hätten seine Bekannten aber einen radikalen Verhaltenswandel festgestellt.
Verdächtiger auf psychiatrischer Station der Polizeipräfektur
Der Verdächtige war erst vor wenigen Tagen aus der Haft gekommen. Im vergangenen Jahr hatte er ein Zeltlager von Migranten angegriffen und mehrere Menschen verletzt. Auch 2016 soll er Medienberichten zufolge einen Mann mit einem Messer angegriffen haben.
Bei einer Untersuchung stellte ein Arzt am Samstag fest, dass der Gesundheitszustand des Mannes sich nicht mit seinem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vertrage. Der Verdächtige kam auf die psychiatrische Station der Polizeipräfektur. Sobald sein Gesundheitszustand es ermöglicht, soll der Mann einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.
Der kurdische Dachverband Demokratischer Kurdischer Rat in Frankreich (CDK-F) werte den Angriff als „terroristische Attacke“, zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden. Die Dokumente, die bei dem Verdächtigen sichergestellt wurden, hätten keine Verbindung zu einer extremistischen Ideologie aufgezeigt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Frankreich will kurdische Treffpunkte nun schützen. Landesweit sollen durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollen geschützt werden, um Angriffe dort zu verhindern.
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