Parlamentarischer Segen für französische Homo-Ehe

Paris (dpa) - Homosexuelle Paare dürfen in Frankreich künftig heiraten und Kinder adoptieren. Nach der Nationalversammlung bewilligte am Freitag auch der Senat das umstrittene Gleichstellungsgesetz der sozialistischen Regierung.

Die Sozialreform gilt als die bedeutendste seit der Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 1981. Kirchenvertreter und Konservative hatten bis zuletzt versucht, sie zu stoppen.

Im Homo-Ehe-Artikel heißt es im Kern: „Die Ehe wird geschlossen von zwei Personen unterschiedlichen oder gleichen Geschlechts.“ Die für nächsten Mittwoch angesetzte zweite Lesung in der Nationalversammlung ist nun reine Formsache. Die erste Parlamentskammer hatte den Schlüsselartikel des Gesetzes bereits im Februar verabschiedet.

In Deutschland können gleichgeschlechtliche Paare bislang nur eine sogenannte eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, die der Ehe rechtlich nicht gleichgestellt ist. Schwule und Lesben dürfen zum Beispiel nicht gemeinsam Kinder adoptieren. In bestimmten Fällen hat das Bundesverfassungsgericht aber kürzlich das Adoptionsrecht Homosexueller gestärkt.

Vertreter des französischen Regierungslagers zeigten sich nach der Abstimmung erleichtert. „Das ist ein emotionaler Moment. Wir verteidigen die Familie, auch wenn sie unterschiedliche Gesichter zeigt“, sagte die sozialistische Abgeordnete Dominique Bertinotti. Justizministerin Christiane Taubira sagte, das Gesetz habe die Aufgabe, alle Bürger gleich zu behandeln. Sie danke allen, die für das Projekt gestimmt hätten.

Die Homo-Ehe und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare gehörten zu den Wahlversprechen von Präsident François Hollande. Die überwiegend katholischen Franzosen stehen allerdings keineswegs geschlossen hinter dem Projekt. Nach jüngsten Umfragezahlen ist lediglich eine knappe Mehrheit für die Homo-Ehe (53 Prozent). Das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare wird sogar mehrheitlich abgelehnt (56 Prozent).

In den vergangenen Wochen und Monaten waren Hunderttausende Menschen gegen das Regierungsprojekt auf die Straße gegangen. Für den 26. Mai ist eine neue Großdemonstration in Paris geplant.

Zu den härtesten Gegnern gehört die katholische Kirche. Bei einer Bischofskonferenz im Wallfahrtsort Lourdes kritisierte Kardinal André Vingt-Trois die Reform als Irrtum, der die Fundamente der Gesellschaft ins Wanken bringen werde. Unter Verweis auf die „geschlechtsspezifische Realität menschlicher Existenz“ rief er alle Christen auf, gegen die Homo-Ehe zu protestieren.

Mitglieder der lange von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy angeführten UMP-Partei haben bereits versprochen, die Homo-Ehe wieder rückgängig zu machen, sollten sie wieder an die Macht kommen. Manche Bürgermeister aus dem bürgerlich-rechten Lager wollen Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ablehnen. Vor allem in kleinen Gemeinden übernehmen sie meist den Job des deutschen Standesbeamten. Die Kritiker der Homo-Ehe befürchten unter anderem eine „Destabilisierung von Familienstrukturen“ und negative Auswirkungen auf Kinder, die mit zwei Müttern oder zwei Vätern großwerden.

In Deutschland will der rot-grün dominierte Bundesrat die Debatte über die Homo-Ehe vorantreiben. Die Länderkammer hat beschlossen, dazu einen Gesetzentwurf in den Bundestag einzubringen. Ziel ist es, die Ehe für homosexuelle Paare zu öffnen. Im Parlament hat die Initiative jedoch keine Aussicht auf Erfolg. Schwarz-Gelb kann den Vorstoß dort mit der Kanzlermehrheit stoppen.