Verteidigungsbündnis Präsident Macron bescheinigt Nato den "Hirntod"

Paris · Wenige Wochen vor dem Nato-Gipfel zum 70-jährigen Jubiläum der Allianz hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das Verteidigungsbündnis in Frage gestellt.

Foto: dpa/Virginia Mayo

"Was wir derzeit erleben, ist der Hirntod der Nato", sagte Macron der britischen Zeitschrift "The Economist" in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Es gebe "keinerlei Koordination bei strategischen Entscheidungen zwischen den USA und ihren Nato-Verbündeten".

"Wir finden uns das erste Mal mit einem amerikanischen Präsidenten wieder, der unsere Idee des europäischen Projekts nicht teilt", sagte Macron weiter. Zudem zeige das Nato-Land Türkei ein "unkoordiniertes, aggressives" Vorgehen in einem Bereich, in dem die Sicherheitsinteressen aller berührt seien. Damit spielte er auf die türkische Militäroffensive gegen die Kurden in Nordsyrien an.

Europa müsse seine militärische Souveränität wiedererlangen, schloss Macron daraus. Die internationale Sicherheitslage und die aufstrebende Macht China hätten zu einer "außergewöhnlichen Schwäche Europas" geführt. "Wenn Europa sich nicht als Weltmacht sehen kann, wird es verschwinden", warnte Macron.

Der NATO-Gipfel findet am 3. und 4. Dezember in London statt. In diesem Jahr feiert das Bündnis den 70. Jahrestag seiner Gründung. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist am Donnerstag zu Besuch in Berlin.

lob/cp

(AFP)