Putin unbeeindruckt von angeblichen Anschlagsplänen
Moskau (dpa) - Der russische Regierungschef Wladimir Putin gibt sich unbeeindruckt von Berichten über ein angeblich vereiteltes Attentat. „Ich lebe seit 1999 mit solchen Bedrohungen“, sagte er am Dienstag in seiner ersten Stellungnahme zu dem Fall.
Anschlagspläne habe es immer wieder gegeben, früher seien sogar „Killerkommandos“ hinter ihm her gewesen, sagte der Präsidentschaftskandidat, der nach der Wahl am nächsten Sonntag in den Kreml zurückkehren will. Dagegen reagierten russische Experten verhalten bis ungläubig auf die Attentatsnachricht vom Vortag.
„Ein verhinderter Anschlag ist immer ein Geschenk für einen Bewerber“, sagte der Politologe Gleb Pawlowski der Zeitung „Nowyje Iswestija“. Die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ wies auf Ungereimtheiten in den angeblichen Terrorplänen hin. Kremlnahe Experten verteidigten hingegen den Bericht des Staatsfernsehens und auch den Sendetermin erst Wochen nach der Festnahme der mutmaßlichen Attentäter. „Putin ist in der Rolle des Siegers, solche Spielchen hat er nicht nötig“, sagte der Politologe Wjatscheslaw Nikonow.
„Menschen in meiner Position müssen damit leben“, sagte Putin bei einem Besuch in der Stadt Astrachan. Auf den Hinweis eines Journalisten, einige seiner Kritiker würden einen Zusammenhang zwischen den Berichten über den Anschlag und der Wahl sehen, sagte Putin: „Das geschieht nicht zum ersten Mal.“
Am Vortag hatte der vom Kreml kontrollierte TV-Sender Erster Kanal gemeldet, dass Islamisten auf Befehl des tschetschenischen Terrorchefs Doku Umarow nach der Abstimmung am 4. März Putin ermorden wollten. Ukrainische und russische Geheimdienste hätten schon vor Wochen in der Ukraine die mutmaßlichen Attentäter festgenommen. Russische Islamisten hatten den Bericht als „unsinnige Vorwahl-Propaganda“ bezeichnet. Auch zwei Gegenkandidaten von Putin bei der Präsidentenwahl hatten Zweifel am Wahrheitsgehalt geäußert.