Geheimdienste vereiteln angeblich Attentat auf Putin
Moskau/Kiew (dpa) - Wenige Tage vor der Präsidentenwahl in Russland ist ein Bericht des Staatsfernsehens über ein vereiteltes Attentat auf Kandidat und Regierungschef Wladimir Putin auf Skepsis gestoßen.
Wie der vom Kreml kontrollierte Erste Kanal am Montag meldete, wollten drei Russen Putin im Auftrag des tschetschenischen Terrorchefs Doku Umarow nach der Abstimmung am 4. März in Moskau töten.
Die russischen Islamisten im Nordkaukasus nahestehende Webseite kavkazcenter.com nannte den Bericht „unsinnige Vorwahl-Propaganda“. Kommunistenchef Gennadi Sjuganow sprach von einem „billigen Trick, der schlecht riecht“, wie die Agentur Ria Nowosti meldete. Der Ultranationalist Wladimir Schirinowski von der Liberaldemokratischen Partei sagte, der Bericht solle bei „ungebildeten alten Frauen“ Mitleid mit Putin provozieren. Putins Sprecher Dmitri Peskow wies die Vorwürfe als „heuchlerisch“ zurück
Auch im regierungskritischen Radiosender Echo Moskwy äußerten Hörer spontan Zweifel an der Geheimdienstgeschichte. Es entstehe der Verdacht, dass die Information gezielt vor der Wahl in die Welt gesetzt werde, um Putins Zustimmungswerte zu erhöhen, hieß
Geheimdienste aus der Ukraine und Russland hätten die mutmaßlichen Attentäter bereits vor einigen Wochen festgenommen, hieß es. In der Ukraine bestätigte eine Sprecherin des Geheimdienstes SBU, dass die mutmaßlichen Attentäter in der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer gefasst worden seien.
In einem Zeitungsbeitrag warf Putin unterdessen dem Westen eine gefährliche Politik der Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Länder vor. Putin will nach 2000 und 2004 bei der bevorstehenden Wahl erneut zum Präsidenten gewählt werden.
Angesichts der blutigen Konflikte etwa in der arabischen Welt könne der Eindruck entstehen, dem Westen gehe es nur um den Zugriff auf Rohstoffmärkte und nicht um Menschenrechte, schrieb Putin in einem Artikel für die Zeitung „Moskowskije Nowosti“ (Montag). Der 59-Jährige warf dem Westen bei Menschenrechten allgemein eine „aggressive Kritiksucht“ vor.
Eine scharfe Absage erteilte der Regierungschef erneut dem geplanten US-Raketenabwehrsystem in Europa. Zudem gab er der Nato eine Mitschuld daran, dass autoritäre Regime aus Angst vor einem westlichen Militärangriff nach Atomwaffen strebten. „Wer keine Bombe hat, den erwartet eine humanitäre Intervention“, schrieb Putin.
Unklar war, warum das Staatsfernsehen einen eigenen Bericht aus Odessa mit Aufnahmen des Geheimdienstes von der Festnahme sowie mit Videoaufzeichnungen von Geständnissen der Verdächtigen im Programm hatte, aber zunächst über Stunden keine Behörde die Information bestätigen konnte.
Das russische Staatsfernsehen veröffentlichte Ausschnitte aus dem Gespräch seines Reporters mit einem Verdächtigen. Der sagte vor der Kamera, dass ein Sprengstoffanschlag auf Putin geplant gewesen sei. Demnach handelten die Männer im Auftrag von Terrorchef Umarow. Sie seien aus den Vereinigten Arabischen Emiraten über die Türkei in die Ukraine eingereist. Von dem oft als „Russlands Bin Laden“ bezeichneten Umarow lag zunächst keine Reaktion vor.
Auf dem Notebook des aus Tschetschenien stammenden Verdächtigen Adam Osmajew (31) seien Anschlagspläne sowie Aufnahmen von Putins Regierungslimousine gefunden worden. Osmajew wird im Fernsehbericht mit Verletzungen im Gesicht und an den Händen gezeigt. Er erzählt, dass er selbst nur für die Planung zuständig gewesen sei. Der vorgesehene Selbstmordattentäter sei bei einer versehentlich ausgelösten Explosion im Januar in der Ukraine ums Leben gekommen.