Schwiegersohn von Spaniens König Juan Carlos muss vor Gericht

Früherer Handball-Nationalspieler soll Staat um Millionen Euro betrogen haben. Ansehen des Königshauses auf Tiefpunkt.

Palma de Mallorca. Eier flogen auf seinen blauen Wagen. „Haltet Eure Brieftaschen fest, da kommt ein Dieb“, riefen die Demonstranten. Als Inaki Urdangarin (44), der Schwiegersohn des spanischen Königs Juan Carlos (74), vor dem Gerichtsgebäude in Palma de Mallorca auftauchte, musste er zunächst Spießrutenlaufen. Dann verschwand er mit seinem Anwalt im Justizpalast, wo er vom Untersuchungsrichter wegen des Vorwurfs des Betrugs verhört wurde. Der Ehemann von Prinzessin Cristina (46) wird beschuldigt, Steuergelder in Millionenhöhe ergaunert zu haben.

„Ich bin gekommen, um meine Unschuld zu beweisen“, sagte Urdangarin, der Spaniens Monarchie in die schlimmste Krise der letzten Jahrzehnte stürzte. In den Jahren 2004 bis 2006 soll er als Chef eines Firmennetzes und unter dem Deckmantel eines „gemeinnützigen Vereins“ um öffentliche Aufträge geworben, diese falsch abgerechnet und den Staat um Millionen Euro betrogen haben. Mit fiktiven oder völlig überhöhten Abrechnungen, oft für nie erbrachte Leistungen. Dabei missbrauchte der frühere Handball-Nationalspieler möglicherweise seinen Status als Mitglied des Königshauses, um Geschäfte an Land zu ziehen.

Auch wenn das Gericht noch darüber entscheiden muss, ob die Beweise ausreichen, um Urdangarin den Prozess zu machen: Das spanische Volk, das wegen der Wirtschaftskrise den Gürtel täglich enger schnallen muss, hat in diesem Skandal schon geurteilt: Das Wort vom „königlichen Dieb“ ist in aller Munde. Und das Ansehen des spanischen Königshauses auf dem Tiefpunkt. Zumal auch Prinzessin Cristina in die Affäre verstrickt ist. Sie war Teilhaberin jenes Unternehmens, über das viele verdächtige Gelder geschleust wurden. Doch bisher verschonen die Ermittler die Prinzessin, weil sie angeblich nichts vom Treiben ihres Gemahles wusste.

Auch König Juan Carlos muss sich in der peinlichen Geschichte Fragen gefallen lassen: Zwar stellte er seinem Schwiegersohn im Dezember 2011 den Stuhl vor die Tür und schloss ihn von allen offiziellen Auftritten der Königsfamilie aus. Doch inzwischen sickerte durch, dass Juan Carlos schon einige Jahre Informationen vorlagen, wonach die Geschäfte Urdangarins nicht sauber waren. Und dass der König mit diskreten Bemühungen versucht hatte, das schwarze Schaf aus dem Verkehr zu ziehen und von seinen unsauberen Deals abzubringen.

Nach den bisher vorliegenden Aussagen weiterer Beschuldigter soll Urdangarin einen Teil der Gelder auf schwarze Konten in Steuerparadiese gelenkt haben. Seine fragwürdigen Geschäfte machte Urdangarin vor allem mit den Regionalregierungen der Balearischen Inseln und der Costa-Blanca-Region Valencia. Die beiden Regionen gelten als Hochburgen der Korruption. Allein auf den Balearen und in Valencia sollen Urdangarin & Co sechs Millionen Euro kassiert haben.