Sarkozy: Historische Verantwortung für „Harkis“
Paris (dpa) - Ein halbes Jahrzehnt nach dem Ende des blutigen Kolonialkriegs in Algerien hat Präsident Nicolas Sarkozy eine historische Verantwortung Frankreichs anerkannt.
Das Land habe beim überstürzten Abzug die in französischen Diensten stehenden algerischen Hilfstruppen („Harkis“) schutzlos ihrem Schicksal überlassen, erklärte er nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP am Samstag in Rivesaltes bei Perpignan.
„Frankreich muss sich dieser Verantwortung vor der Geschichte stellen“, betonte Sarkozy. „Nichts kann das im Stich lassen derjenigen erklären oder entschuldigen, die sich für Frankreich entschieden hatten.“
Ein am 18. März 1962 im französischen Kurort Evian unterzeichnetes Abkommen hatte das Ende der mehr als 130-jährigen französischen Herrschaft über Algerien eingeleitet. Ihm folgte ein Massenexodus der Algerienfranzosen. Die „Harkis“ waren zuvor entwaffnet und ihrem Schicksal überlassen worden. Den meisten drohte ein gewaltsamer Tod als „Verräter“. Nur einigen Tausenden war mit ihren Familien die Flucht übers Mittelmeer nach Frankreich gelungen, wo sie zunächst lange interniert und misstrauisch beäugt worden waren.
Sarkozy setzt - wie vor fünf Jahren - als Kandidat bei der Präsidentenwahl in einer Woche auf die Stimmen der „Harki“-Nachfahren. Der blutige Befreiungskampf der Algerier und die brutale Unterdrückung des 1954 begonnenen Aufstands gilt noch immer als nationales Trauma, das auf beiden Seiten des Mittelmeeres die Aussöhnung behindert.