Atomgespräche: Letzte Chance für Diplomatie
Falls der Westen jetzt keine Einigung mit dem Iran findet, könnte das zu einem Krieg führen.
Istanbul. Vor der Wiederaufnahme der Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm am Samstag in Istanbul gibt es wenig Anzeichen für einen Durchbruch. Ein erneutes Scheitern der Verhandlungen zwischen der 5+1-Gruppe — den UN-Vetomächten China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA sowie Deutschland — und dem Iran könnte aber gravierende Konsequenzen haben, bis hin zu einem militärischen Konflikt.
„Istanbul ist die letzte Chance für Diplomatie, denn der Westen wird sich nicht mehr auf weitere nutzlose Verhandlungen einlassen“, sagte ein ausländischer Diplomat in Teheran.
Der Iran will eine Anerkennung eines zivilen Atomprogramms und eine Aufhebung der Sanktionen erreichen, was der Westen bisher ablehnt. Hauptforderung der Weltmächte war die Einstellung der Urananreicherung im Iran, zumindest bis alle Zweifel mit Blick auf ein geheimes Waffenprogramm zum Bau einer Atombombe ausgeräumt ist.
Im Iran hat der oberste Führer, Ajatollah Ali Chamenei, das letzte Wort. Er schließt Kompromisse aus und sagt, dass sein Land den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat und als Mitglied der Atomenergiebehörde IAEA ein Recht auf ein ziviles Atomprogramm habe. Und warum dürfe — so Chamenei — Israel illegal Atombomben haben, der Iran aber nicht mal ein friedliches Nuklearprogramm?
In dem Streit scheinen die Fronten festgefahren. Laut „New York Times“ sollen die westlichen Länder eine Reihe von Forderungen gestellt haben. Demnach soll Teheran sofort die unterirdische Atomanlage in Fordo schließen und die eigene Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppen.
„Das sind doch irrationale Vorstellungen“, sagte der iranische Atomchef Ferejdun Abbasi. Präsident Mahmud Ahmadinedschad setzte noch eins drauf: „Auch falls die ganze Welt sich gegen uns stellen sollte, setzen wir trotzdem den Atomkurs fort.“
Trotz der harten Rhetorik will auch der Iran eine Lösung. Spielraum gibt es wohl im Streit um die Urananreicherung auf 20 Prozent. Der Iran betont, dass es sich ökonomisch nicht lohne, selber Uran auf 20 Prozent anzureichern. Ein Tauschgeschäft wäre auch im Sinne des Irans.