Saudi-Arabien: Frauen missachten Fahrverbot

Riad/Kairo (dpa) - Trotz aller Warnungen von Polizei und ultrakonservativen Geistlichen haben sich Frauen in Saudi-Arabien hinter das Lenkrad gesetzt und damit demonstrativ gegen das für sie geltende Fahrverbot verstoßen.

Zudem posteten sie auf der Internet-Plattform YouTube Clips, die sie beim Autofahren zeigen. Zu der Kampagne des zivilen Ungehorsams hatte am Samstag eine Gruppe von Aktivistinnen aufgerufen. Unter dem Motto „Women2Drive“ machten sie gegen das vom islamischen Klerus hochgehaltene Fahrverbot für Frauen mobil.

Die Behörden hatten für Verstöße gegen das Fahrverbot ein hartes Durchgreifen angekündigt. Nach Angaben der Zeitung „Al-Madina“ vom Sonntag wurden 14 Autofahrerinnen festgenommen. Die Frauen wurden in Riad, Dschidda, Mekka und in der Ost-Provinz hinter dem Steuer eines Wagens ertappt. Welche Strafe ihnen droht, ist nicht klar. Beim letzten Aktionstag dieser Art vor zwei Jahren erhielten die der Polizei ins Netz gegangenen Teilnehmerinnen Geldstrafen.

Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem es Frauen grundsätzlich verboten ist, Auto zu fahren. Das gilt auch für die zunehmende Zahl von Frauen, die im Ausland einen Führerschein erworben haben. „Wie wir es erwartet haben, fuhren die Frauen friedlich Auto“, teilte „Women2Drive“ am Sonntag im Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. „Die Kampagne zur Normalisierung des Autofahrens in unserem Land wird weitergehen.“

Der konservative islamische Klerus hatte sich auch im Vorfeld dieses Aktionstages gegen jede Lockerung des Fahrverbots für Frauen ausgesprochen. Am vergangenen Dienstag fanden sich 150 Religionsgelehrte vor dem Sommerpalast von König Abdullah in Dschidda ein, um ein hartes Vorgehen der Behörden gegen aufmüpfige Frauen zu fordern. In Saudi-Arabien ist eine besonders dogmatische Variante des sunnitischen Islams, der Wahhabismus, Staatsreligion.

Das Fahrverbot ist Teil eines umfassenden Systems von Gesetzen und Regeln, das Frauen praktisch entmündigt. So ist es ihnen nicht möglich, Verträge zu unterzeichnen oder Arbeitsverhältnisse einzugehen, ohne dass ihr Ehemann oder ein männlicher Blutsverwandter die Zustimmung dafür gibt.

Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits am Donnerstag die Kampagne der saudischen Autofahrerinnen begrüßt. „Es ist schwer zu glauben, dass Saudi-Arabien im 21. Jahrhundert Frauen immer noch das Autofahren verbietet“, erklärte die Nahost-Analystin der Organisation, Rothna Begum. „Es ist höchste Zeit, die systemhafte Diskriminierung in dem Land anzusprechen; Autofahren könnte den Weg zu Reformen bereiten.“