Frauen in Saudi-Arabien widersetzen sich dem Fahrverbot
Riad/Kairo (dpa) - Demonstrativ haben Frauen in Saudi-Arabien am Samstag gegen das für sie geltende Fahrverbot verstoßen. Auf der Internet-Plattform YouTube posteten sie Clips, die sie am Steuer eines Autos zeigen.
Zu der Kampagne des zivilen Ungehorsams hatte eine Gruppe von Aktivistinnen aufgerufen. Unter dem Motto „Women2Drive“ machten sie gegen das vom islamischen Klerus hochgehaltene Fahrverbot für Frauen mobil.
Die Behörden hatten für Verstöße gegen das Fahrverbot ein hartes Durchgreifen angekündigt. Von Festnahmen wurde aber zunächst nichts bekannt. Auch das Posten von Filmen im Internet, die die Kampagne gegen das Fahrverbot unterstützen, werde streng bestraft, hieß es. Aktionstage gegen das Fahrverbot für Frauen hatte es bereits 1991 und 2011 gegeben. Sie blieben ohne Wirkung auf die Gesetzeslage im Land.
Saudi-Arabien ist das einzige Land der Welt, in dem es Frauen grundsätzlich verboten ist, Auto zu fahren. Das gilt auch für die zunehmende Zahl von Frauen, die im Ausland einen Führerschein erworben haben. „Die Kampagne wird nicht zu Ende gehen“, gab „Women2Drive“ über den Internet-Dienst Twitter bekannt. „Wir werden gemeinsam weitermachen, bis das Verbot aufgehoben ist.“
Der konservative islamische Klerus hatte sich auch im Vorfeld dieser Kampagne gegen jede Lockerung des Fahrverbots für Frauen ausgesprochen. Am vergangenen Dienstag fanden sich 150 Religionsgelehrte vor dem Sommerpalast von König Abdullah in Dschidda ein, um ein hartes Vorgehen der Behörden gegen die aufmüpfigen Frauen zu fordern. In Saudi-Arabien ist eine besonders dogmatische Variante des sunnitischen Islams, der Wahhabismus, Staatsreligion.
Das Fahrverbot ist Teil eines umfassenden Systems von Gesetzen und Regeln, das Frauen praktisch entmündigt. So ist es ihnen nicht möglich, Verträge zu unterzeichnen oder Arbeitsverhältnisse einzugehen, ohne dass ihr Ehemann oder ein männlicher Blutsverwandter die Zustimmung dafür gibt.
Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte bereits am Donnerstag die Kampagne der saudischen Autofahrerinnen begrüßt. „Es ist schwer zu glauben, dass Saudi-Arabien im 21. Jahrhundert Frauen immer noch das Autofahren verbietet“, erklärte die Nahost-Analystin der Organisation, Rothna Begum. „Es ist höchste Zeit, die systemhafte Diskriminierung in dem Land anzusprechen; Autofahren könnte den Weg zu Reformen bereiten.“