Chodorkowskis langer Kampf für Freiheit
Seit zehn Jahren sitzt der Putin-Gegner nun in Haft. Auf Milde darf er nicht hoffen.
Moskau. Ungebrochen wie ein Widerstandskämpfer blickt der Kremlgegner Michail Chodorkowski auf ein Jahrzehnt in Haft zurück. In seinem Straflager nahe der finnischen Grenze im eisigen russischen Norden wartet der berühmteste Häftling des Landes auf seine Freiheit. Im August 2014 soll er auf freien Fuß kommen. Zu seiner weltweit beachteten Festnahme im Jahr 2003, die sich am Freitag jährt, sind viele Solidaritätsaktionen für den 50-Jährigen geplant. Die umstrittene Haft gilt bis heute als Abschreckung für jeden, der sich Kremlchef Wladimir Putin in den Weg stellt.
Als einst mächtiger Ölboss und selbst Teil des Machtsystems bot Chodorkowski vor laufenden Fernsehkameras Putin die Stirn und kritisierte die immer schlimmere Korruption im größten Land der Erde. Sahen viele seiner Landsleute ihn lange Zeit als zwielichtigen Multimilliardär, der in der 1990ern über Nacht zu Reichtum kam, so wandelte sich dieses Bild in den Jahren seiner Haft.
Chodorkowski gilt heute als eine Galionsfigur für all diejenigen Russen, die sich nach mehr demokratischen Freiheiten sehnen. Der frühere Oligarch, inzwischen mit internationalen Preisen bedacht, setzt sich in seinen Schriften, Büchern und Briefen seit langem auch für eine Einigung der zersplitterten Opposition ein. Charisma und ausgeprägte Führungsqualitäten bescheinigt ihm etwa die Journalistin Natalija Geworkjan. Gerade das mache Putin Angst.
Chodorkowski und Geworkjan zeichnen in dem als Briefwechsel angelegten Buch „Mein Weg“ nach, wie der Unternehmer als Unterstützer der Opposition bei Putin einst in Ungnade fiel. Chodorkowskis Pläne, eine selbstbewusste Zivilgesellschaft aufzubauen, endeten am 25. Oktober 2003, als Uniformierte des Inlandsgeheimdienstes FSB seinen Privatjet in Sibirien stürmten.
Sein Widerstand gegen das System Putin kostete Chodorkowski am Ende nicht nur seine Freiheit, sondern auch seinen milliardenschweren Ölkonzern Yukos. Nutznießer der Zerschlagung des Konzerns waren kremltreue Unternehmen.
Chodorkowski verzichtete auf eine Flucht ins Ausland, um vor Gericht zu kämpfen. In zwei Strafverfahren verhängten Richter eine Strafe von 14 Jahren, die schrittweise reduziert wurde. Doch zum zehnten Jahrestag seiner Festnahme gibt es wieder Hinweise, dass ihm ein drittes Verfahren drohen könnte.
Putin selbst hatte Chodorkowski mit Auftragsmorden in Verbindung gebracht, als er meinte, an den Händen seines Gegners klebe Blut. Der Beschuldigte hatte diese wie alle Vorwürfe als Lügen zurückgewiesen.