Auszeit für Limburger Bischof
Rom/Limburg (dpa) - Der Papst lässt die Zukunft des umstrittenen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst mit der verordneten Auszeit offen. Die Geschäfte in Limburg übernimmt mit sofortiger Wirkung der neue Generalvikar Wolfgang Rösch.
Er war schon vorher für Anfang 2014 für das Generalvikars-Amt ernannt worden. In dieser Rolle vertritt er den Limburger Bischof in der allgemeinen Verwaltung. Der 53-Jährige Tebartz-van Elst, dem unter anderem Verschwendung beim Bau seiner Residenz und Falschaussage vorgeworfen werden, bleibt formell zunächst im Amt. Ob er an die Bistumsspitze zurückkehren kann, ist offen, weil die Stimmung in der Diözese vergiftet ist. Der Fall hatte eine neue Vertrauenskrise in der katholischen Kirche ausgelöst.
Das Limburger Domkapitel - ein Leitungsgremium - ist skeptisch, ob es für Tebartz-van Elst nach der Auszeit noch eine Zukunft in der Diözese geben kann. „Es ist eine Vertrauenskrise, die schwer zu beheben sein wird“, sagte Domdekan Günther Geis. Prälat Helmut Wanka sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass zerstörtes Vertrauen wieder aufgebaut werden könne. Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz, einer der schärfsten Kritiker des Bischofs, forderte eine schnelle Klärung der Zukunft des Bischofs.
Der Vatikan hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass es in der Diözese zu einer Situation gekommen sei, in der der Bischof seinen Dienst „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann“. In Absprache mit Papst Franziskus werde sich Tebartz-van Elst daher zunächst von den Amtsgeschäften im Bistum zurückziehen. Nach dpa-Informationen wird angestrebt, die Zukunft des Bischofs binnen zwei Monaten - vor dem Weihnachtsfest - endgültig zu klären.
Eine Prüfungskommission, die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzt wurde, nimmt die Kosten der Limburger Residenz unter die Lupe. Bis Ergebnisse vorlägen, werde Tebartz-van Elst eine Zeit außerhalb der Diözese verbringen, so der Vatikan.
Die deutschen katholischen Bischöfe zeigten sich erleichtert. Dadurch werde „ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Die meisten Bischöfe äußerten sich aber skeptisch: „Eine Rückkehr des Bischofs in das Bistum Limburg und einen dortigen Neuanfang mit Tebartz-van Elst halte ich nach wie vor für sehr schwierig“, sagte etwa der Osnabrücker Oberhirte Franz-Josef Bode der „Welt“.
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, zeigte sich skeptisch: „Nach dem gegenwärtigen Stand kann ich mir nicht vorstellen, wie der Bischof das Vertrauen der Priester und Gläubigen zurückgewinnen kann“, sagte Glück der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag). Er forderte Veränderungen für die Lösung von Konflikten. Der Umgang des Papstes mit Tebartz-van Elst müsse Schule machen, sagte Glück dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag). „Faire, transparente verwaltungsrechtliche Verfahren mit umfassender Beteiligung der zuständigen Gremien sind bei uns keineswegs die Regel“.
Das streng konservative „Forum Deutscher Katholiken“ wertete die Entscheidung des Papstes positiv. „In dieser Entscheidung zeigt sich für uns sehr deutlich die Amtsgnade, die Christus seinem Stellvertreter auf Erden gewährt“, teilte die Vereinigung mit.
Der Limburger Bischof steht vor allem wegen seiner Amtsführung und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Residenz auf dem Limburger Domberg in der Kritik. Ihm droht ein Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft zudem, ob sie nach Untreue-Anzeigen ein Ermittlungsverfahren gegen den Oberhirten einleiten wird.