Tebartz-van Elst: Mitte und Maß wiederfinden
In der Auszeit für Bischof Tebartz-van Elst liegt eine Chance!
Das großmannssüchtige Gebaren des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst passt nicht zu der Besinnung auf Bescheidenheit, die der neue Papst der römisch-katholischen Kirche verordnet. Was noch schwerer wiegt: Das Verhalten des ersten Mannes im Bistum Limburg war lange schon nicht mehr zusammenzubringen mit dem Auftrag, den der Herr der Kirche selbst seinen Nachfolgern hinterlassen hat. Das ist es, was viele Gläubige besonders schmerzt.
Der Kirchenmann hat Mitte und Maß verloren. Was tun mit einem derart Gestrauchelten? Papst Franziskus prüft gründlich und gewährt dem Bischof vor seinem letzten Wort Bedenkzeit. Vielleicht gäbe es für Tebartz-van Elst einen Weg zurück nach Hessen. Nein, nicht auf den Domberg — aber in die Seelsorge seines Amtsvorgängers Franz Kamphaus. Allein dessen Büchlein „Hinter Jesus her“ durchzubuchstabieren, sollte hinreichend Anstöße geben.
Darin geht es ums Zentrum, das leibhaftige Vorbild: Jesus, wie er in den biblischen Schriften begegnet. Der hat, so Kamphaus, den Erweis seiner Göttlichkeit nicht dadurch erbracht, dass er mit majestätischem Wink von oben herab alles regelte, sondern so, dass er auch den Ärmsten noch Bruder wurde.
In der Gesellschaft verfestigt sich der Eindruck, die Kirche sei ein Interessenverein, der verwaltet, was er hat, und der zuvörderst um seinen Selbsterhalt besorgt ist. Wem drängt sich dieser Tage nicht der Gedanke an Immobilienbesitz in 1A-Lagen auf, an schwer zu beziffernde Vermögen, aus denen aber nicht unbedingt Geld ins renovierungsbedürftige Gemeindehaus um die Ecke fließt.
Um der Glaubwürdigkeit willen gilt es, Ballast — zu dem Reichtum zählt — abzuwerfen. Und sich noch konsequenter dem anderen zuzuwenden. Um nochmals Altbischof Kamphaus zu zitieren: Jesus nachfolgen, das heißt, die tägliche Verzweiflung und die Ängste der Verlierer und der Fremden wahrnehmen, auf den Boden der Realitäten kommen, dahin, wo Menschen zum Himmel schreien.
Darin liegt die Chance — zu einer persönlichen Umkehr des Franz-Peter Tebartz-van Elst und für eine als satt und im Wesentlichen mit sich beschäftigt wahrgenommene Kirche.