Schulz fordert vor Timoschenko-Treffen mehr Engagement
Charkow (dpa) - Im Fall der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko hat der Europaabgeordnete Werner Schulz von westlichen Politikern mehr Engagement gefordert.
Kritik an den Verhältnissen in der Ukraine sei gerade während der Fußball-Europameisterschaft in der Ex-Sowjetrepublik möglich und nötig, sagte der Grüne-Abgeordnete telefonisch der Deutschen Presse-Agentur in Charkow. „Die EM ist von der Politik nicht zu trennen, weil schon die Vergabe des Turniers politisch war.“ Die Europäische Fußball-Union UEFA habe das Turnier 2007 Polen und der Ukraine „als Vorschuss für weitere politische Reformen“ zuerkannt.
Schulz wollte am Mittwoch noch mit der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, im Krankenhaus in Charkow Timoschenko treffen. Es wäre der erste Besuch deutscher Politiker bei der Oppositionspolitikerin, die in der Klinik etwa 480 Kilometer östlich der Hauptstadt Kiew von Berliner Ärzten behandelt wird.
Schulz sagte der dpa, er wolle mit Harms am Abend am Rande des EM-Spiels Deutschland gegen die Niederlande direkt im Stadion gegen den Umgang der Behörden mit Timoschenko protestieren. Er habe von der UEFA eine Eintrittskarte erhalten und werde den Gegenwert an ein Kinderprojekt spenden. „Wir wollen mit unserer Aktion auch die Ehrengäste aufrütteln, die mit uns im VIP-Bereich sitzen“, sagte Schulz. Er sehe dies nicht als Verletzung des Gastrechts. „Unser Protest richtet sich gegen die politische Führung und nicht gegen die Menschen in der Ukraine, von denen viele echte Demokraten sind.“