Syrien ist die Hölle für Kinder

UN-Beobachter berichten von Missbrauch und Gewalt durch Soldaten des Regimes. Auch Vorwürfe gegen Oppositionelle.

Damaskus. Kinder in der Hölle des syrischen Bürgerkriegs: Regimesoldaten benutzen nach UN-Angaben acht- bis 13-Jährige als menschliche Schutzschilde. Kinder würden verstümmelt und getötet, gefoltert und sexuell missbraucht, geht aus einem in New York veröffentlichten UN-Bericht hervor. Täter seien Soldaten des Regimes von Machthaber Baschar al-Assad, Angehörige von Geheimdiensten und der regimetreuen Schabiha-Miliz.

Die Kinder würden gewaltsam aus Schulen und Wohnungen geholt und von Regierungstruppen als Schutzschilde eingesetzt, heißt es. Militärs postierten sie direkt an Fenstern von Bussen, die mit Soldaten zu Einsätzen unterwegs seien. Schulen würden regelmäßig angegriffen, als Militärbasen und Gefängnisse genutzt. Als Gefangene würden Mädchen und Jungen geschlagen, ausgepeitscht und Elektroschocks ausgesetzt.

Ihr Team sei mit „schrecklichen“ Schilderungen über gefolterte und massakrierte Kinder aus Syrien zurückgekehrt, sagte die UN-Sondergesandte für Kinder in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy, dem Sender BBC. Danach erzählten Kinder, sie hätten sich auf Panzer setzen müssen, damit diese nicht von Aufständischen angegriffen würden.

Sie habe es noch nie zuvor erlebt, dass Kinder nicht nur nicht verschont würden, sondern in einem Konflikt sogar als Ziel dienten. Zugleich erhob Coomaraswamy Vorwürfe gegen die oppositionelle Freie Syrische Armee: „Zum ersten Mal hörten wir auch, dass Kinder von der Freien Syrischen Armee rekrutiert werden, vor allem für medizinische und Hilfsarbeiten, aber immer noch an der Front.“

Nach Schätzungen von Menschenrechtsgruppen wurden seit Beginn des Konflikts 2011 mindestens 1200 Kinder in Syrien getötet. Die Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London sprechen von insgesamt 14 000 Toten. Allein am Montag kamen syrischen Aktivisten zufolge mehr als 100 Menschen ums Leben. Gestern wurden bei Angriffen von Regierungstruppen mindestens 30 Menschen getötet, darunter auch Kinder.

Die Gewalt habe mit wechselnder Taktik der Konfliktparteien zugenommen, heißt es in einer Erklärung von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Syrien-Sondergesandte Kofi Annan hatte zuvor bereits seine „ernste Sorge“ über den Einsatz schwerer Waffen bei Angriffen der Regierungstruppen auf Rebellenhochburgen und über Berichte von zwischen den Fronten eingeschlossenen Zivilisten geäußert. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) forderte, der humanitäre Zugang in Syrien müsse ohne Wenn und Aber ermöglicht werden.

Trotz aller Gräuel hält der Iran in der Syrien-Frage eine Einmischung von außen weiterhin für schädlich. „Die einzige Möglichkeit, die Krise in Syrien zu beenden, ist ein innerer Dialog zwischen der Regierung und der Opposition“, sagte der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast in Teheran. Das Land unterstütze zwar den Friedensplan Annans, allerdings nur unter der Bedingung, dass Assad an der Macht bleibe, so Mehmanparast.

Derzeit leistet die Bundesregierung humanitäre Hilfe in Syrien und Nachbarländern in Höhe von 7,9 Millionen Euro. Die Bundesregierung engagiert sich zudem für die Behandlung von syrischen Verletzten in deutschen Kliniken.