Schweiz ermittelt wegen Spionage bei Iran-Atomgesprächen

Bern (dpa) - Die Atomverhandlungen mit dem Iran sollen ausspioniert worden sein. Die Schweizer Bundesanwaltschaft bestätigte auf Anfrage in Bern, sie habe wegen mutmaßlicher Spionage Ermittlungen aufgenommen.

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Es sei ein Verfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts auf verbotenen politischen Nachrichtendienst eröffnet worden. Auch in Österreich wurden Ermittlungen aufgenommen.

Vertreter der UN-Vetomächte - USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien - sowie Deutschlands hatten in den vergangenen Monaten mit dem Iran unter anderem in Genf, Lausanne und Wien über Beschränkungen des iranischen Atomprogramms verhandelt. Dabei soll sichergestellt werden, dass der Iran keine Atomwaffen erlangt. Teheran fordert die Aufhebung der gegen den Iran verhängten Sanktionen.

Bereits am 12. Mai sei in Genf bei einer Hausdurchsuchung IT-Material beschlagnahmt worden, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Anlass der Durchsuchung sei ein Bericht des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) gewesen. Weitere Informationen zum laufenden Verfahren könnten nicht bekanntgegeben werden.

Die Bestätigung der Schweizer Behörde kam einen Tag, nachdem die russische IT-Sicherheitsfirma Kaspersky Lab mitgeteilt hatte, die Schadsoftware „Duqu 2.0“ an Verhandlungsorten bei den Atomgesprächen mit dem Iran entdeckt zu haben. Diese sei mit dem bekannten Computerwurm Stuxnet verwandt.

Stuxnet war nach bisherigen Informationen entwickelt worden, um das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ unter Berufung auf US-Behörden soll Israel involviert gewesen sein.

Die stellvertretende israelische Außenministerin Tzipi Hotovely sagte, es gebe keine Grundlage für die Berichte über eine israelische Verstrickung in der Sache. Israel hatte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu den Verhandlungen mit dem Iran geäußert.

Wegen der Berichte über eine Ausspähung der Atomgespräche mit dem Iran nahm auch Österreich Ermittlungen auf, wie das Innenministerium am Donnerstag mitteilte. Wien war zuletzt ebenfalls einer der Verhandlungsorte der Gespräche, die noch bis Ende Juni dauern sollen.