Schwerer Schlag für Al-Kaida: Topterrorist Al-Libi tot
Auch Pakistans Geheimdienste zweifeln nicht mehr am Tod von Al-Kaidas „Nummer zwei“. Al-Libi soll bereits im Mai bei einem Drohnenangriff verwundet worden sein. Sein Versteck, in dem er behandelt werden sollte, wurde dann zum Ziel des tödlichen Angriffs.
Islamabad (dpa) - Schwerer Rückschlag für das Terrornetzwerk Al-Kaida: Die USA haben in Pakistan einen der weltweit meistgesuchten Topterroristen getötet. Die „Nummer zwei“ von Al-Kaida, Abu Jahja al-Libi, sei am Montag bei einem Angriff einer unbemannten Drohne ums Leben gekommen, bestätigten die drei pakistanischen Geheimdienste ISI, IB und MI am Mittwoch Angaben der US-Regierung. Demnach hatte sich Al-Libi im pakistanischen Stammesgebiet Nord-Waziristan an der afghanischen Grenze aufgehalten. Sein Tod ist der schwerste Schlag gegen Al-Kaida, seit Terrorchef Osama bin Laden vor gut einem Jahr bei einer Kommandoaktion getötet worden war.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte am Dienstag, der Tod Al-Libis bringe Al-Kaida näher an den „ultimativen Untergang“. Der Top-Terrorist habe eine entscheidende Rolle in den Planungen der Organisation gegen den Westen gespielt. Es gebe bei Al-Kaida niemanden mit einer ähnlich großen Erfahrung.
Al-Libi hatte nach dem Tod Bin Ladens und dem Rückzug von dessen Nachfolger Eiman al-Sawahiri in Zufluchtsgebiete im pakistanischen-afghanischen Grenzgebiet eine Lücke in der Führung Al-Kaidas gefüllt. Der libysche Terrorist, der unter seinem Kampfnamen bekannt ist („Al-Libi“ bedeutet „Der Libyer“), ist Al-Kaida-Anhängern sowohl als Kommandeur als auch als Prediger ein Vorbild.
Aus den pakistanischen Geheimdiensten wurden auch weitere Angaben zu den Todesumständen bekannt. Demnach wurde Al-Libi bereits am 28. Mai bei einem früheren Drohnenangriff im Ort Baigan in Nord-Waziristan verwundet. Er sei dann in ein Haus in den Ort Hasso Khel gebracht worden, um dort behandelt zu werden. Bei dem Drohnenangriff sei er in diesem Versteck gewesen, während seine Bewacher sich außerhalb in einem Fahrzeug aufgehalten hätten. Sie seien ebenfalls getötet worden.
Das deckt sich mit Angaben vom Montag. Ein Geheimdienstmitarbeiter hatte nach dem Angriff gesagt, ein Gebäude und ein Fahrzeug seien beschossen worden. Unter den 15 Toten seien vermutlich auch Ausländer gewesen. Damit umschreiben pakistanische Behörden oftmals Araber mit Verbindungen zu Al-Kaida.
Das Weiße Haus hatte den Tod Al-Libis am Dienstag bestätigt, ohne Einzelheiten zu nennen. Die pakistanischen Taliban - die in den Stammesgebieten mit Al-Kaida zusammenarbeiten - wollten den Tod Al-Libis weder bestätigen noch dementieren.
Das pakistanische Außenministerium hatte am Dienstag den Geschäftsträger der US-Botschaft in Islamabad, Richard Hoagland, einbestellt und offiziell Protest gegen den Angriff am Vortag eingelegt. Pakistan kritisiert die amerikanischen Drohnenangriffe als Verstoß gegen internationales Recht und fordert deren Ende. Die pakistanische Regierung äußerte sich nicht zum Tod Al-Libis. Die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad sind angespannt.
Al-Libi war 2005 gemeinsam mit anderen Terrorverdächtigen aus dem berüchtigten US-Militärgefängnis im afghanischen Bagram geflohen. Er schloss sich danach sofort wieder den Terroristen an.
Al-Libi war in der Vergangenheit mehrfach fälschlicherweise totgesagt worden. Anfang 2008 hatten Medien berichtet, er sei bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan gestorben. Ende 2009 hatte es ebenfalls Berichte über seinen Tod bei einem solchen Angriff gegeben.