Snowden: NSA hat E-Mail-Verschlüsselung geknackt

Codierte Firmennetzwerke und Online-Handel können mitgelesen werden. Briten haben soziale Netzwerke im Visier.

Washington. Amerikanische und britische Geheimdienste können laut neuen Enthüllungen etliche Verschlüsselungs-Verfahren im Internet knacken oder umgehen.

Diese sollen eigentlich persönliche Daten, digitale Kommunikation wie Chats oder E-Mails sowie Firmen-Netze und Online-Handel schützen. Der US-Abhördienst NSA und sein britischer Partner GCHQ hätten seit Jahren systematisch Verschlüsselung aufgebrochen und geschwächt, berichteten die „New York Times“ und der britische „Guardian“. Sie beriefen sich dabei auf Dokumente des Informanten Edward Snowden.

Damit bietet auch die nach Ausbruch des Überwachungs-Skandals oft empfohlene Daten-Verschlüsselung möglicherweise keine Sicherheit mehr. Aus den Berichten wird allerdings nicht genau deutlich, welche Verschlüsselungs-Verfahren genau und in welchem Maße für die Geheimdienste zugänglich sind.

Es hieß aber, die NSA konzentrierte sich auf im Internet gängige Sicherheitsmethoden wie SSL und geschlossene VPN-Netzwerke, wie sie von Firmen und Behörden eingesetzt werden.

Mit Hilfe von SSL werden zum Beispiel Kommunikation wie E-Mail oder der Datenaustausch beim Online-Handel und Bankgeschäften verschlüsselt. Der GCHQ habe es zuletzt auf Google, Yahoo, Facebook und Microsoft abgesehen, hieß es.

Snowden selbst hatte in einem Interview im Juni gesagt, ausgefeilte Verschlüsselung könne auch die NSA nicht knacken. Aber es sei oft möglich, an die Informationen zu kommen, bevor oder nachdem sie entschlüsselt werden.

In diesem Jahr habe die NSA geplant, vollen Zugang zu einem nicht genannten großen Internet-Kommunikationsdienst zu erlangen, sowie zu einem Internetdienst im Nahen Osten und zur Kommunikation von drei ausländischen Regierungen, so die „New York Times“.

Die Bundesregierung reagierte allerdings gelassen auf die neuen Vorwürfe. „Wenn man hier und da mal eine Computerzeitschrift liest, wird man feststellen, dass der Verdacht nicht neu ist“, sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter am Freitag in Berlin. dpa