Sotschi 2014 — nie war Olympia umstrittener

Am Freitag starten die Winterspiele in Russland. Mit Rekordzahlen, -kosten und einer enormen Terrorgefahr.

Foto: David Young

Sotschi. Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag in Sotschi die Olympischen Winterspiele eröffnet, ist eines gewiss: Die als Propaganda-Show des Kreml-Chefs gewerteten Spiele werden die teuersten aller Zeiten. Zwischen 35 und 40 Milliarden Euro hat er in das Projekt gesteckt und aus der Stadt, in der seine Sommerresidenz liegt, einen Wintersportort gemacht.

Foto: David Young

Mehr als drei Milliarden TV-Zuschauer werden sich bis zum 23. Februar von Putins neuem Russland „überzeugen“ können. In einem subtropischen Küstenort unter Palmen am Schwarzen Meer, in dem ursprünglich gerade zehn Prozent der notwendigen Infrastruktur vorhanden war.

Kein Hindernis für Putin: „Es war schwierig, einen Ort in Russland zu finden, in dem es nie schneit. Putin hat es geschafft. Und dort macht er Winterspiele“, spottete Oppositionspolitiker Boris Nemzow. Zum Vergleich: Die kanadische Stadt Vancouver war 2010 noch mit 5,5 Milliarden Euro ausgekommen.

Die Spiele sind umstrittener als alle zuvor, die Gegensätze gigantisch: herausragenden Sportstätten, ausgezeichneten Athletendörfern, Teilnehmer- und TV-Rekorden stehen Terrorgefahr aus dem Krisengebiet Nordkaukasus, Kritik am russischen Anti-Homosexuellen-Gesetz, ausgebeutete Wanderarbeiter und Umweltsünden in Vielzahl gegenüber.

Das Olympia-Gelände ist eine Festung: 60 000 Sicherheitskräfte sollen es schützen. Den 153 deutschen Athleten hat die Polizei Verhaltensleitfäden mitgegeben.

Sotschi steht in jeder Beziehung für Marken: 87 teilnehmende Nationale Olympische Komitees, TV-Übertragungen in 200 Länder. 98 Entscheidungen bedeuten zwölf mehr als 2010 in Vancouver. Unter anderem die Skispringerinnen und Slopestyler (Hindernisrennen auf Skiern und Snowboards) feiern Premiere.

Auch für den deutschen Sport ist Sotschi eine Bewährungsprobe. Nach dem ersten Platz in der Nationenwertung von Turin 2006 war Deutschland in Vancouver „nur“ noch Zweiter.