Studie: Kein ausreichender Terror-Schutz für Kernkraftwerke

Berlin (dpa) - Die deutschen Atomkraftwerke sind nach Einschätzung der Umweltorganisation BUND nicht ausreichend gegen Terrorangriffe geschützt.

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Die vorgesehene Vernebelung der Gebäude, die gezielte Angriffe aus der Luft verhindern soll, schütze die Reaktoren nur minimal, heißt es in einer Studie der Diplomphysikerin Oda Becker, die am Donnerstag bei einem BUND-Kongress in Berlin präsentiert wurde. Der künstliche Nebel, der ohnehin nur an zwei Standorten installiert worden sei, „mindert (...) die Trefferwahrscheinlichkeit eines Flugzeugs nur unwesentlich“.

Relativ einfach durchführbar wäre der Studie zufolge auch der Absturz eines mit Sprengstoff beladenen Hubschraubers. In diesem Fall drohe eine „erhebliche radioaktive Freisetzung“, weil die Kraftwerke nicht gegen eine solche Detonation ausgelegt seien. Auch das Einschleusen von Tätern werde durch die Zuverlässigkeitsprüfungen der Belegschaft nicht vollständig verhindert - und dürfte schwerwiegende Folgen haben.

Für den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger sind die jüngsten Anschläge in Brüssel daher ein weiterer Anlass für den sofortigen Verzicht auf die Atomkraft. „Es ist notwendiger denn je, aus dieser Technik auszusteigen“, betonte Weiger zum Auftakt der Konferenz. Die Gesamtstudie zu aktuellen Problemen und Gefahren bei deutschen Atomkraftwerken hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bereits Anfang März präsentiert.

Nach den Anschlägen von Brüssel hatte auch die Grünen-Vorsitzende Simone Peter eine zusätzliche Sicherheitsüberprüfung aller europäischen Atomkraftwerke gefordert.

„Der EU-AKW-Stresstest hat terroristische Angriffe ausgespart“, bemängelte Peter im Kurznachrichtendienst Twitter. „Es wird Zeit für eine Neubewertung der Sicherheit!“

Schon in der Vergangenheit hatte es Kritik daran gegeben, dass man bei den EU-Tests zwar Kriterien wie die Erdbebensicherheit von Kernkraftwerken überprüft habe, nicht aber den Schutz vor möglichen Terrorangriffen. Vor dem Hintergrund der Brüsseler Attacken hatten die belgischen Behörden auch die heimischen Kernkraftwerke als mögliche Terrorziele ausgemacht.

Das Personal in Belgiens Atommeilern war nach den Terroranschlägen in Brüssel am Dienstag massiv reduziert worden, um eine eventuell notwendige Evakuierung schneller durchführen zu können.