Taliban-Kämpfer greifen Kabuler Flughafen an
Kabul (dpa) - Ein Selbstmordkommando der Taliban hat den internationalen Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul angegriffen. Fünf der Rebellen seien bei stundenlangen Gefechten mit den afghanischen Sicherheitskräften getötet worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki.
Der sechste Angreifer habe sich in die Luft gesprengt. Nach Angaben des Flughafens wurden alle zivilen Flüge vorübergehend ausgesetzt. Von den großen internationalen Fluglinien steuern nur Emirates und Turkish Airlines den Flughafen an.
Bei den Kämpfen wurde nach Regierungsangaben ein Polizist verwundet. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.
Vor dem Auslaufen des Nato-Kampfeinsatzes Ende des Jahres hat die Gewalt in Afghanistan wieder deutlich zugenommen. Zugleich sorgt für Unsicherheit im Land, dass immer noch kein Sieger der Präsidentenwahl feststeht, deren erste Runde vor mehr als drei Monaten stattfand. Am Donnerstag begann die Wahlkommission mit der Neuauszählung aller 8,1 Millionen Stimmen der Stichwahl vom 14. Juni.
Bei dem Angriff auf den Airport der afghanischen Hauptstadt sei der militärische Teil das Ziel gewesen. „Eine Gruppe Aufständischer griff den Kabuler Flughafen von einem im Bau befindlichen Gebäude aus an“, sagte Vize-Innenminister Mohammad Ajub Salangi. Die Rebellen hätten vor Sonnenaufgang unter anderem mit Panzerfäusten und Raketen geschossen. Die Baustelle, von der aus die Taliban angriffen, liegt im Stadtteil Kasaba nördlich des Flughafens. Im selben Stadtteil befindet sich auch das Camp Kasaba, in dem Bundeswehr-Soldaten stationiert sind.
Die Kämpfe dauerten fast vier Stunden an. Salangi sagte, den Taliban sei es nicht gelungen, Schaden anzurichten. „Unsere Sicherheitskräfte haben eine erfolgreiche Operation gegen die Aufständischen ausgeführt, die jetzt beendet ist.“ Der Flughafen öffnete am Mittag wieder. Bis zum Nachmittag fanden aber keine zivilen Flüge statt.
Die Taliban teilten mit, Ziel ihres Angriffs sei das afghanische Militär am Flughafen gewesen. Der militärische Teil des Flughafens liegt neben dem zivilen Teil; beide nutzen dieselbe Landebahn. Es war der vierte Angriff in vier Tagen in Kabul. Erst am Mittwoch hatten die Taliban den Flughafen mit Raketen beschossen. Vor zwei Wochen waren bei einem Raketenangriff auf den militärischen Teil ein Hubschrauber beschädigt und zwei Lagerhallen in Brand gesetzt worden.
Vier Personenschützer von Präsident Hamid Karsai wurden am Donnerstag nach Armeeangaben in einem Taliban-Hinterhalt in der südöstlichen Provinz Paktika verwundet. Die Spezialkräfte hatten sich vor einem geplanten Besuch Karsais in Orgun auf den Weg dorthin gemacht. In Orgun hatte ein Selbstmordattentäter am Mittwoch mehr als 40 Menschen mit in den Tod gerissen. Karsai wollte Familien der Opfer treffen.
Im benachbarten Pakistan hatten die dortigen Taliban im vergangenen Monat den internationalen Flughafen in der größten Stadt Karachi angegriffen. Dabei waren an Pfingsten rund 40 Menschen getötet worden. Kurz darauf begann die Armee im Grenzgebiet zu Afghanistan eine Offensive gegen Extremistengruppen, die andauert.
