Tod des Terror-Chefs: Ein Triumph für Obama
Der Präsident wird in den USA wie ein Held gefeiert. Nach innenpolitischen Rückschlägen kann er Boden gutmachen.
Washington. Amerika feierte den Tod von Terrorchef Osama bin Laden. Doch keiner blieb so ruhig und besonnen wie der Held des Tages, Barack Obama. Er wusste offenbar sehr wohl, vor welchen Herausforderungen die USA noch stehen.
Die erste und unmittelbarste Aufgabe, das sagte Heimatschutzministerin Janet Napolitano, bestand in der Verschärfung von Sicherheitskontrollen. Gerade nach einem so symbolträchtigen Ereignis wie der Tötung des Al-Kaida- Chefs müsse davon ausgegangen werden, dass Extremisten zurückschlagen und dabei konkret amerikanische Ziele im Visier haben. Mittelfristig dürfte die erfolgreiche Geheimdienstaktion innenpolitisch bedeutende Folgen haben.
Bis zur sensationellen Verkündung der erfolgreichen Kommandoaktion hatte sich nämlich Obamas Talfahrt in den Umfragen weiter beschleunigt. Buchstäblich über Nacht aber hat er wieder Boden gutgemacht. Insbesondere konnte er mit einem Schlag Kritik entschärfen, wonach er als junger Präsident außenpolitisch zu unerfahren und „weich“ im Kampf gegen den Terrorismus sei.
Selbst erbitterte Gegner wie der republikanische Kongressabgeordnete Peter King, der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im Repräsentantenhaus, erkennen an, dass Obama „eine historische Leistung vollbracht hat, die unser Land stolz macht, die uns als Volk sicherer macht“. Auch Ex-Präsident George W. Bush, der mit den Kriegseinsätzen in Afghanistan den Kampf gegen Al Kaida und speziell Bin Laden begonnen hatte, war voll des Lobes für seinen Nachfolger.
Zeit zum Feiern aber hat Obama nicht. Der Präsident, seine Außenministerin Hillary Clinton und der künftige Pentagon-Chef Leon Panetta widmen sich nun der Frage, wie sich Bin Ladens Tod auf die Unruhen in der arabischen Welt auswirken könnte. Wie aus regierungsnahen Kreisen verlautete, rechnet man eher mit einer Beschleunigung der Revolten sowie der Rufe nach Demokratisierung, die allerdings nicht außer Kontrolle geraten sollen.