Tote bei Anti-„Hebdo“-Protesten in islamischer Welt
Kairo/Niamey (dpa) - Die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in der neuen Ausgabe des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“ hat in der islamischen Welt zum Teile gewalttätige Proteste ausgelöst.
Im zentralafrikanischen Niger wurden mehrere Kirchen angezündet, mindestens zehn Menschen kamen dort ums Leben. In Ägypten mahnten hohe islamische Gelehrte den Westen, dass Meinungsfreiheit mit gegenseitigem Respekt einhergehen müsse.
Der nigrische Präsident Mahamadou Issoufou wandte sich in einer Rede an die Nation. Er sagte, dass am Samstag bei Protesten in der Hauptstadt Niamey fünf Menschen ums Leben kamen, vier davon in Kirchen und Bars. Weitere fünf Menschen starben demnach am Freitag in der südlichen Stadt Zinder.
Ein örtlicher Journalist sagte der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, in Niamey seien am Samstag mindestens sieben Kirchen angezündet worden, darunter das größte protestantische Gotteshaus. Auch eine französische Fahne wurde verbrannt. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Angreifer ein. Die französische Botschaft rief ihre Landsleute auf, zu Hause zu bleiben. Die Bevölkerung des Wüstenstaates Niger ist überwiegend muslimisch.
Auch in anderen Ländern wie etwa Pakistan und Algerien hatte es zuletzt teils gewaltsame Demonstrationen gegeben. Mit der Mohammed-Karikatur auf dem Titel wollen die Macher von „Charlie Hebdo“ einem Terrorangriff auf die Redaktion des Magazins trotzen. Dabei waren am 7. Januar zwölf Menschen getötet worden.
Islamische Gelehrte der hoch angesehenen Azhar-Universität in Kairo riefen Muslime in aller Welt erneut dazu auf, die jüngsten Karikaturen zu ignorieren. Gläubige sollten sich nicht durch die „Ignoranz“ anderer verleiten lassen, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung. Dem Westen warfen die Gelehrten Provokation vor: Meinungsfreiheit bedeute nicht, andere in ihrem Glauben zu beleidigen: „So, wie wir an persönliche Freiheiten glauben, (...) glauben wir auch an gegenseitigen Respekt.“
In Gaza beschmierten Unbekannte das französische Kulturzentrum. Vermutlich als Reaktion auf die Veröffentlichung der Mohammed-Karikatur sprühten sie auf die Mauer: „Ihr werdet zur Hölle fahren, französische Journalisten“. Zuvor hatte die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas die Darstellung des weinenden Propheten Mohammed kritisiert.
Afghanistans Präsident Ashraf Ghani bezeichnete die Karikaturen als eine große Beleidigung für den Islam und die Muslime. Er nannte das neue „Hebdo“-Titelbild eine „Schande“ und die Veröffentlichung einen „völlig unverantwortlichen Akt“. „Jahrelang hat Afghanistan unter Krieg und Gewalt gelitten. Deshalb spürt dieses Land besser als andere die Notwendigkeit des friedlichen Zusammenleben“, hieß es in einer Mitteilung des Präsidialamtes.