Trauerfeier für Honecker in Chile
Santiago de Chile (dpa) - Mit einer Trauerfeier haben Angehörige und politische Freunde der in Chile verstorbenen früheren DDR-Ministerin Margot Honecker gedacht.
Auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in der Hauptstadt Santiago de Chile versammelten sich am Samstag rund 50 Trauergäste, darunter auch Tochter Sonja und Vertreter der kommunistischen Partei, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Die Witwe des früheren DDR-Staats- und SED-Parteichefs Erich Honecker war am Freitag im Alter von 89 Jahren im chilenischen Exil gestorben. Journalisten und Fotografen waren zu der Trauerfeier nicht zugelassen.
Am Montag soll ihr Leichnam eingeäschert werden. Margots Ehemann Erich Honecker war 1994 im Alter von 81 Jahren ebenfalls in Chile gestorben und eingeäschert worden. Die Ex-DDR-Ministerin für Volksbildung starb im Beisein ihrer Tochter Sonja, als Ursache nannten chilenischen Medien eine Krebserkrankung.
In der DDR galt sie als kommunistische Hardlinerin. Mehr als ein Vierteljahrhundert lang setzte die Funktionärin mit dem Blaustich im Haar von 1963 bis kurz vor dem Mauerfall sozialistische Ideologie in Schulen und Kindergärten eisern durch - und verteidigte bis zum Tod die DDR. Noch 1989 hielt sie eine „Erziehungsrichtlinie“ hoch, dass der Sozialismus, wenn nötig, mit der Waffe verteidigt werden müsse.
Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung hatten sie und ihr Mann zunächst in Moskau Zuflucht gefunden. Erich Honecker wurde aber 1992 ausgeliefert und in Berlin vor Gericht gestellt. Margot Honecker siedelte nach Santiago über, wo Tochter Sonja lebte, die noch zu DDR-Zeiten einen Exil-Chilenen geheiratet hatte.
Anfang 1993, nach Einstellung seines Prozesses, folgte ihr der damals bereits schwerkranke Erich Honecker, der am 29. Mai 1994 in Santiago de Chile starb. Die Witwe hatte bis zuletzt eisern an sozialistischen Überzeugungen festgehalten. Der Arbeiter- und Bauern-Staat sei das bessere System gewesen, betonte sie stets.
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, warf Honecker vor, ohne Rücksicht in das Leben ganzer Familien eingegriffen zu haben. „Sie hat Biografien beschädigt und den Menschen die Selbstbestimmung genommen“, sagte Jahn am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Opfer seien zwangsadoptierte Kinder, Heimkinder oder Jugendliche, die in Jugendwerkhöfe eingewiesen wurden. „Sie leiden bis heute“, sagte Jahn.
Opferverbände in Deutschland bedauerten, das Margot Honecker nie strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden konnte. Sie habe zu den SED-Genossen gehört, die bis zum letzten Tag keine Kritik an ihrem eigenen Handeln zugelassen hätten. Ähnlich äußerte sich der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe: „Sie war bis zum Tod eine böse, verstockte Frau“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“.
Honecker lebte zuletzt zurückgezogen in La Reina, einem Vorort der Hauptstadt Santiago de Chile. Sie nahm aber noch gelegentlich an Veranstaltungen der Kommunistischen Partei Chile teil und pflegte Freundschaften zu ehemaligen Führungskräften der Partei. Mehrere der südamerikanischen Genossen kannte sie aus deren Exil-Jahren in der DDR. Sie las viel und unternahm Spaziergänge, mied aber in ihren letzten Jahren die Öffentlichkeit. Das chilenische Portal „24horas“ nannte sie die „eiserne Dame“ der DDR.
Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Juan Andrés Lagos, würdigte sie als geradlinige Persönlichkeit. „Sie war eine sehr konsequente Person mit politischen Idealen, auch nachdem der Sozialismus fiel, sie zeigte sich solidarisch mit den Völkern in Lateinamerika und Asien, die für ihre Befreiung kämpften“, sagte Lagos „24horas“. Einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte war dem Portal zufolge im Januar 2014 bei der „Fiesta de los Abrazos“ (Fest der Umarmungen), mit dem die KP das neue Jahr begrüßt.