Mehr Stimmen als nötig Trump nimmt letzte Hürde: Wahlleute stimmen für ihn

Washington (dpa) - Mit der Abstimmung der Wahlleute hat Donald Trump die letzte Hürde auf dem Weg ins Weiße Haus genommen. Der 70-jährige Immobilienunternehmer erreichte bei den Voten aller US-Staaten am Montag 304 Stimmen - deutlich mehr als die nötigen 270.

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Trump war im Prinzip bereits am 8. November als Sieger aus der Präsidentenwahl hervorgegangen. Das Volk wählt das Staatsoberhaupt aber nur indirekt über die dabei mandatierten Wahlleute.

Das Ergebnis der Wahlleute soll offiziell am 6. Januar im US-Kongress verkündet werden. Trump wird dann am 20. Januar im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Washington zum 45. Präsidenten der USA vereidigt werden. Sein Vize wird der Gouverneur von Indiana, Mike Pence, der am Montag ebenfalls wie erwartet gewählt wurde.

Bis zur Abstimmung hatten Trumps Gegner gehofft, bei den Wahlleuten ausreichend Abtrünnige zu finden, um den Einzug des Republikaners ins Weiße Haus doch noch zu verhindern. Am Ende wählte aber die Mehrheit dem Ergebnis vom 8. November entsprechend. Nur zwei Wahlleute aus seinem eigenen Lager verweigerten Trump die Stimme. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge stimmten die beiden Texaner für den Gouverneur von Ohio, John Kasich, und den Libertären Ron Paul.

Für die Demokratin Hillary Clinton votierten 227 Wahlleute und damit fünf weniger, als nach ihrem ursprünglichen Ergebnis zu erwarten gewesen wäre. Drei der Abweichler stimmten für Ex-Außenminister Colin Powell, ein weiterer für die Sioux und Umweltaktivistin Faith Spotted Eagle. Auf Hawaii gab es statt einer Stimme für Clinton eine für Bernie Sanders.

Abweichungen sind im „Electoral College“, dem Gremium der Wahlleute, höchst selten. Seit vielen Jahrzehnten ist im Schnitt nicht mehr als ein Wahlmann vom ursprünglichen Ergebnis abgewichen. Sieben Abweichler gab es bei einer US-Wahl noch nie, der Rekord lag bei sechs. „Für Clinton ist es wie eine zweite Niederlage“, schrieben US-Medien am Dienstag.

Trump äußerte sich am Abend in einer Mitteilung hocherfreut. Er dankte seinen Wählern und erklärte erneut, mit einem „Erdrutschsieg“ gewonnen zu haben. Tatsächlich war sein Ergebnis eines der schlechtesten eines Siegers der vergangenen zehn Wahlen und er erhielt 2,8 Millionen Stimmen weniger als seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton.

Für Clinton stimmte am Montag unter anderem ihr Ehemann, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, als Wahlmann für den Bundesstaat New York in der Staatshauptstadt Albany. „Ich war noch nie so stolz, gewählt zu haben“, sagte Clinton laut einem Bericht der „Washington Post“ Reportern.

Unterdessen demonstrierten Trump-Gegner in zahlreichen US-Staaten gegen seine Wahl. Ihre Anzahl war allerdings gering. In der Hauptstadt protestierten der „Washington Post“ zufolge zwei Dutzend Menschen vor Trumps Hotel im Regierungsviertel.

Interessengruppen hatten versucht, die Wahlleute davon zu überzeugen, den umstrittenen Unternehmer noch im letzten Moment zu stoppen. Fünf Millionen Menschen unterzeichneten eine entsprechende Online-Petition. Neben Clintons Führung bei der Anzahl der Stimmen führten Trumps Gegner angebliche Erkenntnisse der Geheimdienste an, wonach Russland die Wahl im Sinne des Republikaners beeinflusst habe. Dies müsse vor einer Abstimmung erst untersucht werden.

Eine Entscheidung gegen Trump wäre am Montag nur theoretisch möglich gewesen. Dazu hätten mindestens 37 Wahlleute gegen das Wahlergebnis ihres Bundesstaates votieren müssen. Die meisten Wahlleute sind von den Gesetzen der Bundesstaaten und vom Regelwerk ihrer Partei in unterschiedlicher Strenge dem Wahlergebnis verpflichtet.