Handel im Bergischen reagiert erleichtert auf das Ergebnis der US-Wahl Bergische Wirtschaft setzt Hoffnung in Joe Biden
Wuppertal · Handel im Bergischen Land reagiert erleichtert auf das Ergebnis in den Vereinigten Staaten. Dennoch gibt es auch Skepsis.
Es war ein wahrer Wahlkrimi, den sich der amtierende US-Präsident Donald Trump für die Republikaner und sein Herausforderer, der Demokrat Joe Biden, in den USA am Wochenende geliefert hatten. Letzter konnte die Wahl schließlich mit einer knappen Mehrheit der Stimmen für sich entscheiden und ist – ungeachtet der nun wohl noch folgenden Klagewelle wegen angeblichen Wahlbetrugs seitens der Republikaner – der designierte Präsident der Vereinigten Staaten. Eine Nachricht, die Vertreter der Bergischen Wirtschaft zwar nicht euphorisch stimmt, aber zumindest für einige Erleichterung sorgt – so der Tenor unter Wirtschaftsvertretern im Städtedreieck.
Ein Selbstläufer sei eine gute wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA auch unter einem Präsidenten Joe Biden nicht, ist Ralf Engel, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW – Rheinland, überzeugt, der auch für Solingen und Remscheid zuständig ist. „Die Amerikaner erwarten von Deutschland die Bereitschaft, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen. Ob sich an den Zöllen etwas ändert, wird sich zeigen, denn nicht Amerika, auch Europa hat jahrelang Handelsschranken aufgebaut, die zu nichts geführt haben.“ Gerade Deutschland als eines der Länder der EU, die am meisten exportieren, müsse sich da mehr bewegen. „Gerade die Maschinenbau- und Werkzeugindustrie im Bergischen war von hohen Zöllen betroffen“, erinnert sich Engel. Die Produkte würden aufgrund ihrer besonderen Qualität und ihrer Markenstärke aber trotzdem gekauft. „Allerdings können wir aus vier Jahren Trump die Lehre ziehen, dass man mit Populismus und der Einstellung ,Ich zuerst‘ nicht weiterkommt. Ich hoffe, dass wir in Deutschland mit den Amerikanern im Handel eine Ebene finden, bei der wir uns gleichberechtigt gegenüberstehen.“
Michael Wenge, Geschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer (IHK), hofft ebenso auf ein angenehmeres Geschäftsklima unter Biden „ohne überflüssige Zölle und Protektionismus“. Auch wenn es zwischen Deutschland und Amerika Differenzen gebe und künftig wohl auch weiterhin geben werde, sei ein Aspekt nicht zu verachten: „Der Ton macht die Musik.“ Gleichzeitig solle Deutschland in den transatlantischen Beziehungen sein Licht nicht unter den Scheffel stellen: „Wir brauchen eine starke EU und ein selbstbewusstes Deutschland. Wir haben die letzten vier Jahre eine reine Machtpolitik erlebt. Dabei sollte die Bergische Wirtschaft Trump mal zeigen, wo der Hammer hängt!“, so Wenge, und meint dies durchaus wörtlich – in Bezug auf die traditionsreiche und hochkarätige Werkzeugindustrie im Bergischen Land.
Auch Stephan Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW), warnt vor überzogenen Erwartungen an den künftigen US-Präsidenten: „Auch unter der Präsidentschaft von Joe Biden werden sich die Handelskonflikte nicht einfach auflösen, jedoch wird es eine offenere Gesprächsbereitschaft auf amerikanischer Seite geben. Das gibt Grund zur Hoffnung, dass einige, gerade die Exportregion Bergisches Städtedreieck belastende Beschränkungen in näherer Zukunft aufgelöst werden können. Was für uns aber von hoher regionaler Bedeutung ist, ist das klare Bekenntnis Bidens zum Klima-Übereinkommen von Paris zurückkehren zu wollen, da damit auch eine Investitionssicherheit für unsere Automotive-Unternehmen im Bereich der Elektromobilität verbunden sein wird.“
Außerdem sei eine Präsidentschaft Bidens mit der Chance verbunden, eine gemeinsame transatlantische Position zum Themenkomplex China zu finden, so Vogelskamp. „Da China einer der zentralen Märkte für die im Bergischen relevanten Bereiche Automotive und Maschinenbau ist, würde eine solche gemeinsame Position ebenfalls eine verstärkte Investitionssicherheit und – damit verbunden – eine unternehmenssichernde Wirkung bedeuten.“