Kriegswirtschaftsgesetz Trump zwingt General Motors zur Produktion von Beatmungsgeräten

Washington · US-Präsident Donald Trump setzt das Kriegswirtschaftsgesetz ein, damit General Motor Beatmungsgeräte produziert. Zuvor hatte Trump den Autobauer auf Twitter scharf attackiert.

Die US-Flagge weht hinter dem Logo des Automobilkonzerns General Motors.

Foto: dpa/Jeff Kowalsky

US-Präsident Donald Trump hat im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie das größte Rettungspaket der US-Geschichte unterzeichnet - und nahezu zeitgleich ein Kriegswirtschaftsgesetz aktiviert. Der Präsident setzte am Freitag im Weißen Haus mit seiner Unterschrift ein Maßnahmenpaket in Kraft, das Nothilfen von rund zwei Billionen Dollar vorsieht. Er aktivierte zudem den sogenannten "Defence Production Act", um den Autobauer General Motors zur Produktion von Beatmungsgeräten zu zwingen.

Das Gesundheitsministerium könne damit von General Motors (GM) verlangen, Regierungsaufträge für Beatmungsgeräte "anzunehmen, auszuführen und ihnen Vorrang einzuräumen", erklärte Trump. Der Autobauer habe bei diesem Thema "Zeit verschwendet". Mit seinem Vorgehen wolle er "eine schnelle Produktion von Beatmungsgeräten sicherstellen, die Leben von US-Bürgern retten werden".

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump den Autobauer wegen angeblich unzureichender Hilfe bei der Produktion von Beatmungsgeräten zur Bewältigung der Corona-Krise attackiert. „Wie üblich mit "diesem" General Motors, scheinen die Dinge einfach nie zu funktionieren“, twitterte Trump am Freitag. Der Konzern halte sein Versprechen nicht ein, „sehr schnell“ 40 000 Beatmungsgeräte zu liefern, behauptete er.

Der "Defence Production Act" wurde 1950 während des Koreakriegs beschlossen. Mit ihm kann die US-Regierung in Krisenzeiten Unternehmen verpflichten, bestimmte Aufträge anzunehmen. Trump hatte das Gesetz bereits vor zehn Tagen ins Gespräch gebracht, war vor einer tatsächlichen Anwendung zunächst aber zurückgeschreckt.

Zuletzt wuchs der Druck auf den Präsidenten, dieses Mittel angesichts des Mangels an medizinischem Material wie Beatmungsgeräten und Schutzmasken einzusetzen. Trump ist wiederholt vorgeworfen worden, nicht entschlossen genug gegen die Pandemie vorzugehen.

Die Herstellung der benötigten Beatmungsgeräte gilt für branchenfremde Unternehmen als sehr komplex. Firmen wie GM beteuern, bereits auf Hochtouren an Lösungen zu arbeiten, um dem Land in der Coronavirus-Krise zu helfen. GM hatte am Freitag mitgeteilt, bald für Ventec Life Systems Beatmungsgeräte zu bauen, die ab nächstem Monat ausgeliefert werden sollen. GM beginne auch mit der Fertigung von chirurgischen Atemschutzmasken.

Die USA sind inzwischen mit fast 100.000 Fällen das Land mit den meisten bestätigten Coronavirus-Infektionen weltweit. Mehr als 1475 Menschen kamen bislang ums Leben. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie sind schon jetzt verheerend.

Trump unterzeichnete nun das dritte Hilfspaket seit Beginn der Coronavirus-Krise. Das rund zwei Billionen (1,82 Billionen Euro) schwere Nothilfepaket sieht massive Finanzhilfen für Beschäftigte, Arbeitslose, Unternehmen und Krankenhäuser vor. So sollen alle US-Bürger mit einem Jahresgehalt unter 75.000 Dollar einen Scheck über 1200 Dollar erhalten. Zahlungen und Bezugsdauer der Arbeitslosenversicherung werden ausgeweitet.

Für in Not geratene Konzerne wird ein 500 Milliarden schwerer Rettungsfonds aufgelegt, mehr als 350 Milliarden Dollar sollen für kleine und mittlere Unternehmen bereitgestellt werden. Milliardenhilfen sind auch für Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen vorgesehen.

Trump dankte seinen Republikanern und den oppositionellen Demokraten bei der Unterzeichnungszeremonie dafür, sich zusammengeschlossen und "Amerika an erste Stelle" gesetzt zu haben. Der "unsichtbare Feind" - das Coronavirus - habe die USA hart getroffen.

Republikaner und Demokraten hatten das Nothilfepaket am Mittwoch nach tagelangem Streit im Senat einstimmig gebilligt. Am Freitag stimmte dann das Repräsentantenhaus für das Gesetz, bevor Trump es dann in Kraft setzte.

Das Virus breitet sich in den USA rasant aus. Inzwischen haben die Vereinigten Staaten China und Italien als Länder mit den meisten bestätigten Infektionen abgelöst. Das Schlimmste dürfte den USA allerdings noch bevorstehen: Der Gouverneur des besonders betroffenen Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, sagte am Freitag, der Höhepunkt der Pandemie könnte in drei Wochen erreicht werden. Cuomo gehört zu jenen Gouverneuren, die wiederholt mehr Hilfen von der Trump-Regierung gefordert haben - unter anderem mehr Beatmungsgeräte.

(AFP/dpa/red)