Dissident Nach Corona-Infektion: Rumänischer Dissident Paul Goma gestorben
Bukarest · Einer der prominentesten und umstrittensten Dissidenten der vormaligen kommunistischen Diktatur in Rumänien, der Schriftsteller Paul Goma, ist tot.
Er starb in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 84 Jahren in Paris nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus, wie seine Biografin Mariana Sipos der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
International bekannt als Dissident wurde Goma 1977, als er sich in einem offenen Brief mit der Charta 77 solidarisierte - der regimekritischen Protestbewegung in der damaligen Tschechoslowakei. Viele rumänische Intellektuelle schlossen sich ihm mit Unterschriften an. Daraufhin wurde Goma am 1. April 1977 in Bukarest verhaftet. Einen Monat später kam er nach Aufrufen des internationalen PEN-Clubs frei und siedelte nach Frankreich über, wo er politisches Asyl erhielt und seither lebte. In Deutschland erschienen Gomas Romane „Ostinato“ (Suhrkamp, 1971) und „Die Tür“ (Suhrkamp, 1972).
Geboren wurde Goma am 2. Oktober 1935 im Dorf Mana, das heute zur Republik Moldau gehört, damals aber auf rumänischem Staatsgebiet lag. Seine Familie floh 1944 vor den anrückenden sowjetischen Truppen ins rumänische Siebenbürgen.
1957 wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt, mit der Begründung, dass er sich 1956 mit den Aufständischen der antistalinistischen Revolte im Nachbarland Ungarn solidarisiert habe. 1968 trat er in die Rumänische Kommunistische Partei ein. Wie viele andere liberale Intellektuelle tat er dies, weil der damalige KP-Chef Nicolae Ceausescu (1918-1989) eine Tauwetter-Politik vertrat.
Umstritten war Goma zuletzt, weil er die Beteiligung Rumäniens am Holocaust als „Lüge“ bezeichnet hatte. Er hatte mehrere Zeitungen, Personen, einen Verlag sowie die Bukarester Präsidialkanzlei verklagt. Er warf ihnen Verleumdung vor, weil sie ihn des Antisemitismus und der Verharmlosung des Holocaust bezichtigt hatten. Diesen Prozess hatte Goma 2013 verloren.