Prozess Türkei: 13 Jahre Haft für türkischen Polizisten nach Tod von Demonstrant

Gericht stuft Tränengas-Einsatz als fahrlässige Tötung ein.

Foto: Andreas Bischof

Istanbul (AFP) - Wegen des gewaltsamen Todes eines Demonstranten während der regierungskritischen Proteste 2013 ist in der Türkei ein Polizist zu 13 Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Wie die Nachrichtenagentur Dogan berichtete, befand ein Gericht in Balikesir im Nordwesten des Landes den heute 30-jährigen Beamten am Montag für schuldig, bei einem Einsatz gegen eine Demonstration in Hatay eine tödliche Tränengassalve abgefeuert zu haben.

Der 22-jährige Abdullah Cömert wurde von der Salve am Kopf getroffen und erlitt einen Schädelbruch. Kurze Zeit später starb er im Krankenhaus. Das Gericht verurteilte den Polizisten nun wegen fahrlässiger Tötung. Den Vorwurf des Mordes wiesen die Richter zurück und bewahrten den Angeklagten damit vor einer Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.

Der derzeit im kurdischen Diyarbakir stationierte Polizist war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Die Angehörigen des Opfers kritisierten das Urteil als zu milde. "Wir wollen, dass der der Polizist wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt wird", sagte Hatice Can, eine Anwältin der Familie.

Die Proteste 2013 hatten in Istanbul als Widerstand von Umweltschützern gegen die Bebauung des kleinen Gezi-Parks begonnen, doch weiteten sie sich schnell zu landesweiten Massenprotesten gegen den damaligen Regierungschef und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. Dieser ließ die Proteste gewaltsam niederschlagen und tausende Menschen festnehmen.