Wegen Geldmangels UN müssen Hilfe für Hungernde in Nigeria kürzen

Maiduguri (dpa) - Die Vereinten Nationen müssen wegen fehlender Hilfsgelder die Unterstützung für 400 000 vom Hunger betroffene Menschen im Nordosten von Nigeria einstellen. „Die Menschen werden in schrecklicher Not sein“, warnte der stellvertretende UN-Hilfskoordinator für Nigeria, Peter Lundberg.

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Im April sei in der von Boko Haram terrorisierten Region noch 2,3 Millionen Menschen geholfen worden, jetzt nur noch 1,9 Millionen. „Wir versuchen die Rationen dort zu kürzen, wo die Menschen widerstandsfähiger sind“, sagte Lundberg der Deutschen Presse-Agentur.

In der Region sind nach UN-Angaben 50.000 Menschen akut vom Hungertod bedroht, rund 1,5 Millionen befinden sich demnach in einer kritischen Lage und brauchen dringend Hilfe. „Mit gemeinsamer Anstrengung können wir eine Hungersnot noch verhindern“, sagte Lundberg. Fast eine halbe Million Kinder werde dieses Jahr an akuter Mangelernährung leiden, einem lebensgefährlichen Zustand. „Das Immunsystem der Kinder bricht zusammen und dann sterben sie schnell in Folge von gewöhnlichen Krankheiten wie Durchfall.“

„Wir bemühen uns weiter verzweifelt um zusätzliche Mittel“, sagte Lundberg. Die größten Geber sind bislang die USA, die EU, Deutschland und Schweden. Experten warnen, dass sich die Krise wegen der fehlenden Mittel weiter zuspitzen könnte - was den Hilfseinsatz im nächsten Jahr noch kostspieliger machen dürfte.

In Krisensituationen wie in Nigeria erstellt das UN-Nothilfebüro (OCHA) einen Jahresplan zur Bekämpfung der Krise, der die Aktivitäten und Kosten der UN-Organisationen und vieler privater Helfer umfasst. Demnach wären für dieses Jahr 1,1 Milliarden Dollar nötig, um den Menschen im Nordosten Nigerias zu helfen. Die Vereinten Nationen werben dann bei den Mitgliedsstaaten um Spenden in dieser Höhe. Bis Anfang Juni war aber erst weniger als ein Drittel der benötigten Mittel zugesagt. Vergangene Woche kündigte die EU aber noch zusätzliche Hilfen von 143 Millionen Euro an.

Die humanitäre Krise im ohnehin armen Nordosten von Nigeria wurde durch den Terrorfeldzug von Boko Haram ausgelöst. Seit 2009 terrorisieren die islamistischen Extremisten die Region. Bei Anschlägen und Angriffen der Terrormiliz kamen UN-Schätzungen zufolge mindestens 20.000 Menschen ums Leben. Zwei Millionen Menschen sind in Nigeria vor der Gewalt der Fanatiker geflohen. Insgesamt sind dort rund fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

Seit 2015 ist Boko Haram vom Militär immer weiter zurückgedrängt worden. Doch gibt es in der Region UN-Angaben zufolge noch immer bis zu 700.000 Menschen, die in Gebieten leben, zu denen Helfer wegen der anhaltenden Unsicherheit keinen Zugang haben. Wie die humanitäre Lage dort ist, weiß niemand.