US-Gefängnis Bagram komplett an Afghanen übergeben
Kabul (dpa) - Nach heftigem Streit und monatelanger Verzögerung haben die US-Truppen ihr berüchtigtes Gefängnis in Bagram vollständig an die Afghanen übergeben.
Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf, US-General Joseph Dunford, wertete die Übergabe am Montag als Zeichen eines „zunehmend selbstbewussten, fähigen und souveränen Afghanistans“. Offiziell war die Übergabe bereits im September erfolgt. Die US-Truppen hielten aber afghanischen Angaben zufolge auch danach noch Hunderte Gefangene fest.
Hauptstreitpunkt war, dass Washington fürchtete, die afghanische Regierung könne gefährliche Taliban-Kämpfer aus der Haft entlassen. Mit der Übergabe von Bagram unterhalten die US-Truppen nun offiziell keine Gefängnisse mehr in Afghanistan.
Der afghanische Kommandeur des Gefängnisses, General Ghulam Faruk Baraksai, sagte am Montag, rund 3000 Häftlinge würden dort gefangen gehalten. 26 von ihnen seien am Montag freigelassen worden. Einige hätten ihre Strafe abgesessen gehabt, andere seien unschuldig eingesperrt gewesen. Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte vor knapp drei Wochen die Freilassung „unschuldiger“ Häftlinge nach der vollständigen Übernahme des Gefängnisses angekündigt. Terroristen hatte er davon ausgenommen.
Karsai hatte den USA mehrere Ultimaten für die vollständige Übergabe des Gefängnisses gesetzt. Der Streit hatte die Beziehungen schwer belastet. Nach Angaben des Pentagons hatte sich US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Sonntag noch einmal mit dem Karsai über die Übergabe verständigt. Demnach sagte Karsai zu, „dass bei der Übergabe die Sicherheit der afghanischen Bevölkerung und der Koalitionstruppen gewahrt wird, indem gefährliche Gefangene auf sichere und menschliche Weise und in Einklang mit dem afghanischen Gesetz weiter festgehalten werden“.
US-Außenminister John Kerry traf am Montag zu seinem ersten Besuch in Afghanistan seit seinem Amtsantritt vor knapp zwei Monaten ein. Die US-Botschaft in Kabul teilte mit, Kerry wolle bei unter anderem mit Präsident Hamid Karsai und mit Vertretern der Zivilgesellschaft zusammenkommen. Mit ihnen wolle er diskutieren, wie die Fortschritte der vergangenen zehn Jahre erhalten werden könnten.
Die US-Botschaft machte keine Angaben dazu, wann der Minister welche Termine wahrnehmen und wie lange er sich in Afghanistan aufhalten werde. Der Besuch war aus Sicherheitsgründen vorab nicht angekündigt worden. Kerry war Anfang Februar als Außenminister vereidigt worden. Er hat Afghanistan und auch das benachbarte Pakistan bereits als Senator besucht.