US-Medien: Bin-Laden-Todesschütze vor finanziellem Ruin
Er gilt als Held: Jener US-Elitesoldat, der 2011 den Terroristenchef Bin Laden erschoss. Aber laut einem Interview hat der Staat es ihm nicht gedankt, sondern ihn finanziell im Regen stehen lassen.
Washington (dpa). Der ehemalige US-Elitesoldat, der im Mai 2011 den Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan erschoss, steht nach eigenen Angaben vor dem finanziellen Ruin. Laut einem Bericht des US-Magazins „Esquire“ schied der Scharfschütze der Eliteeinheit „Navy Seals“ Ende vergangenen Jahres freiwillig aus dem Dienst. Weil er das vorgeschriebene Pensionsalter nicht erreicht habe, bekomme er weder eine monatliche Abfindung noch eine Gesundheitsvorsorge.
Auch eine Art Übergangsentschädigung werde dem namentlich nicht genannten Familienvater verwehrt. Man habe ihm nur gesagt: „Sie sind außer Dienst, die Absicherung ist vorbei. Danke für 16 Jahre“, schreibt das Magazin.
Es hatte den lediglich als „Schützen“ bezeichneten Ex-Soldaten nach eigenen Angaben über einen längeren Zeitraum hinweg interviewt. Der Bericht darüber erschien in der jüngsten „Esquire“-Ausgabe, die am Montag auf den Markt kam.
Das Magazin „Stars and Stripes“ widersprach der Darstellung in dem „Esquire“-Artikel. Es sei korrekt, dass der „Schütze“ keine Altersversorgung erhalte - wie alle, die vor dem Erreichen des Pensionsalters ausschieden. Ihm stehe jedoch nach geltenden Veteranenregeln eine kostenlose fünfjährige Gesundheitsversorgung zu. „Stars and Stripes“ zufolge blieb der Autor des Berichts indessen bei seiner Darstellung - mit dem Hinweis, der „Schütze“ sei nicht darüber aufgeklärt worden, dass er zumindest vorübergehend Anspruch auf die Gesundheitsfürsorge habe.
Laut „Esquire“ sorgt sich der Ex-Soldat neben seinen finanziellen Problemen auch stark um die Sicherheit seiner Familie, da ein Vergeltungsschlag der Al Kaida nicht ausgeschlossen werde könne. Er habe seinen Kindern eingehämmert, beim ersten Anzeichen eines Problems in der heimischen Badewanne Schutz zu suchen. Seine Ehefrau habe gelernt, mit einer Waffe umzugehen. Eine Tasche mit Kleidung und Lebensmitteln für 14 Tage stehe für den Fall einer plötzlichen Flucht bereit.
Der „Schütze“ schilderte dem Bericht zufolge auch, wie es damals zur Tötung Bin Ladens auf dessen Anwesen im pakistanischen Abbottabad kam. Demnach war er mit einem „Seal“-Teamkameraden alleine, als er das Schlafzimmer Bin Ladens erreichte. Dort seien sie auf zwei Frauen gestoßen. Sein Teamkamerad habe die Frauen festgehalten, während er selbst in das Zimmer vorgedrungen sei, heißt es in dem Artikel.
Bin Laden sei auf ihn zugekommen. „Er hatte seine Hände auf den Schultern einer Frau, er stieß sie vorwärts, nicht genau auf mich zu, sondern in Richtung (...) Flur.“ Der Terroristenführer habe „verwirrt“ ausgesehen, sei viel größer erschienen, als er erwartet habe, erzählte der Ex-Soldat „Esquire“.
Demnach entschied sich der „Schütze“ zum Handeln, als Bin Laden zu einer Waffe zu greifen schien. „In dieser Sekunde schoss ich auf ihn, zweimal in die Stirn. Bap! Bap! Das zweite Mal, als er umfiel. Er sank auf den Boden vor seinem Bett, und ich traf ihn erneut. Bap! Die gleiche Stelle.“ Weiter heißt es: „Er war tot. Hat sich nicht bewegt. Seine Zunge hing heraus. Ich sah ihn, als er seinen letzten Atemzug tat, ein Reflex-Atemzug.“ Er fügte hinzu: „Und ich erinnere mich (...), dass ich dachte: Ist dies das Beste oder das Schlechteste, was ich jemals getan habe? Das hier ist real, und es ist er (Bin Laden).“