US-Republikaner: Wer fordert Obama heraus?

Washington (dpa) - Steiler Aufstieg, tiefer Fall: Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Herman Cain hat nach Vorwürfen sexueller Belästigung das Handtuch geworfen. Er steige aus dem Rennen um die Kandidatur aus, gab der 65-Jährige bekannt.

Erneut wies er alle Beschuldigungen wegen ehelicher Untreue und sexueller Belästigung kategorisch zurück. Wer damit 2012 gegen Präsident Barack Obama antreten wird, ist völlig offen.

Cain - ein politisch unerfahrener ehemaliger Chef einer Pizza-Kette - galt zeitweise bereits als Favorit unter den Republikanern. Trotz seines Rückzugs gab er sich demonstrativ kämpferisch: „Ich werde mich nicht mundtot machen lassen und ich werde nicht verschwinden“, sagte er am Samstag in Atlanta.

Jetzt wolle er seinen „Plan B“ aktivieren: Statt Obama herauszufordern, wolle er jetzt Washington „von außen her verändern“, sagte Cain vor Unterstützern. Zugleich kündigte er an, einen anderen Kandidaten unterstützen zu wollen. Wörtlich sprach Cain von einer Unterbrechung seiner Kampagne - bei einer formellen Ende dürfte er nicht weiter Geld sammeln.

Cains Rückzug war allgemein erwartet worden. Eine Serie von Negativ-Schlagzeilen hatten ihn seit Wochen unter Druck gesetzt - seine Popularitätswerte waren deutlich gesunken. Zunächst hatten vier Frauen behauptet, er habe sie sexuell belästigt. Dann trat eine angebliche Geliebte vor die Kameras und sprach von einer 13 Jahre langen Affäre mit Cain. Erneut wies Cain alle Vorwürfe zurück: „Ich bin in Frieden mit meinem Gott, im Frieden mit meiner Ehefrau und sie ist im Frieden mit mir.“

Der einzige Afro-Amerikaner im Lager der republikanischen Präsidentschaftsbewerber war als krasser Außenseiter ins Rennen gegangen. Doch mit simplen Sprüchen und dem Hang zur populistischen Vereinfachung stieg er zeitweise zum Publikumsliebling auf. Vor allem sein Plan, das Steuersystem drastisch zu vereinfachen, machte Furore.

Doch Cain zeigte auch deutliche Schwächen: So wusste er bei einem Interview plötzlich nichts zum Thema Libyen zu sagen. „Okay, Libyen“, meinte ein sichtlich ratloser Cain nach einer quälend langen Stille.

Am 3. Januar beginnen die Vorwahlen - doch echte Begeisterung im Republikaner-Lager konnte bisher kein Bewerber entfachen. So blamierte sich unlängst der texanische Gouverneur Rick Perry mit einem Blackout: Er konnte sich bei einer TV-Debatte plötzlich nicht mehr an das dritte Ministerium erinnern, das er abschaffen wollte. „Ups“ entfuhr es dem Texaner, der ansonsten einen Gang und einen Dialekt à la John Wayne an den Tag legt. Auch Perry galt zeitweise als Favorit, liegt jetzt aber deutlich zurück.

Glaubt man den Umfragen, dürfte die Kandidatur an Ex-Gouverneur Mitt Romney oder an Newt Gingrich, den ehemaligen Präsidenten des Abgeordnetenhauses, fallen. Doch beide haben schwere Nachteile: Romney gilt der republikanischen Basis als zu liberal und als wenig standfester Politiker, der sein Mäntelchen gern nach dem Wind hängt. Außerdem ist er Mormone, was viele konservative Christen irritiert.

Gingrich wiederum wirkt mit seinen 68 Jahren vergleichsweise alt. Er agierte in den 1990er Jahren als großer Widersacher von Präsident Bill Clinton. Doch durchschlagenden Erfolg hatte Gingrich damals nicht: Clinton wurde wiedergewählt. Die Präsidentenwahl ist am 6. November 2012 - noch ist alles offen.