US-Senator nennt grausige Details von Bin-Laden-Fotos
Washington (dpa) - Geheimnis gelüftet: Erstmals hat ein US-Politiker geschildert, was auf den Fotos vom toten Osama bin Laden zu sehen ist. „Ziemlich grausam“ seien die Aufnahmen vom Leichnam des Terroristenchefs, sagte Senator James Inhofe dem US-Fernsehsender CNN.
Der Republikaner beschrieb etwa, wie Gehirnmasse aus den Augenhöhlen des Terroristenchefs drang. US-Präsident Barack Obama hatte sich gegen die Veröffentlichung der Aufnahmen ausgesprochen, gewährt aber Kongressmitgliedern mit Funktionen in Geheimdienst- und Verteidigungsausschüssen Zugang.
„Eine der Kugeln ist durch ein Ohr ein- und durch die Augenhöhle ausgetreten, oder durch die Augenhöhle ein- und ausgetreten - und dann explodiert“, sagte Inhofe in der Nacht zum Donnerstag. Er habe insgesamt 15 Fotos des Leichnams gesehen, von denen zwölf offenbar kurz nach der Erstürmung von Bin Ladens Unterschlupf im pakistanischen Abbottabad aufgenommen wurden. Drei wurden auf dem US-Flugzeugträger gemacht, von dem aus Bin Laden im Meer bestattet wurde.
Die Bilder zeigten eindeutig, dass es sich bei dem Toten um den meistgesuchten Terroristen-Anführer handele. „Das war er. Er ist weg, er ist Geschichte“, sagte Inhofe. „Sie haben genug Blut und Material von seinem Gesicht genommen, so dass es einfach war zu identifizieren, wer es war.“
Im Laufe der Woche sollen weitere Politiker die Bilder sehen dürfen. Allerdings müssen sie sich dafür in das Hauptquartier des Geheimdienstes CIA in Langley begeben.
Bin Laden war Anfang des Monats in seinem Unterschlupf im pakistanischen Abbottabad von einer US-Spezialeinheit erschossen worden. Dabei entdeckten die Soldaten auch ein Notizbuch mit handschriftlichen Aufzeichnungen Bin Ladens. Nach Medienberichten handelt es sich um ein aufschlussreiches Buch des Al-Kaida-Führers.
Es enthalte zahlreiche handschriftliche Ausführungen über die Doktrin von Al-Kaida und mögliche Terrorziele sowie Angaben, wie Angriffe durchzuführen seien. Auch hohe amerikanische Feiertage wie der Unabhängigkeitstag am 4. Juli seien aufgelistet worden.
Aus dem Notizbuch stammen den Berichten zufolge auch bereits bekanntgewordene Hinweise, dass die Terrororganisation zum zehnten Jahrestag der Attentate vom 11. September 2001 spektakuläre Anschläge auf Züge in den USA plante. Allerdings handele es sich bei den Aufzeichnungen nicht um konkrete Vorhaben, sondern eher um „die Ideen“ von Bin Laden, wie ein ungenannter US-Regierungsbeamter dem Sender CNN sagte.
Der US-Geheimdienst habe durch Handschriftanalysen festgestellt, dass die Notizen von dem Top-Terroristen persönlich verfasst worden seien. Die Ermittler benötigten noch viel Zeit, alle Informationen in dem Buch auszuwerten, hieß es weiter.
Unterdessen gehen die Angriffe unbemannter US-Drohnen in Pakistan trotz massiver Spannungen zwischen Washington und Islamabad weiter. Das Verhältnis zwischen beiden Staaten war bereits vor der Tötung Bin Ladens durch US-Soldaten auf pakistanischem Territorium angespannt.
Danach verschlechterte es sich noch weiter. Die Drohnen-Einsätze schüren die anti-amerikanische Stimmung in Pakistan. Offiziell verurteilt die Regierung in Islamabad die Angriffe. Unter der Hand räumt der Geheimdienst ISI aber ein, dass die Armee die Amerikaner mit Zieldaten versorgt.