Nordkorea-Konflikt USA bauen Raketenabwehr in Südkorea auf

Seoul/Washington/Moskau (dpa) - Inmitten wachsender Spannungen im Nordkorea-Konflikt haben die USA früher als erwartet mit dem Aufbau eines umstrittenen Raketenabwehrsystems in Südkorea begonnen.

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Es soll Südkorea vor Bedrohungen durch nordkoreanische Raketen verteidigen, wie ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte. Russland warf den USA vor, den Konflikt zu verschärfen. Aus Sicht des chinesischen Außenministers Wang Yi muss ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unter allen Umständen vermieden werden.

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Die ersten Container mit Bauteilen des Raketenabwehrsystems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) wurden am Mittwoch auf ein Gelände in der Provinz Nord-Gyeongsang im Osten Südkoreas gebracht, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Das System solle wie ursprünglich geplant bis Ende des Jahres einsatzbereit sein.

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Nach Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap wurden ein Radar, mobile Raketenwerfer und andere Elemente in eine abgeschirmte Zone gebracht. Ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte, die USA arbeiteten mit Südkorea zusammen, um die Aufstellung des „defensiven“ THAAD-Systems so schnell wie möglich abzuschließen.

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Die USA hatten die geplante Stationierung einer THAAD-Batterie in Südkorea bereits angekündigt. Trotz Protesten Chinas hatten sie im März die ersten Elemente geliefert. Peking sieht durch THAAD seine Sicherheitsinteressen bedroht.

Nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr ist die Lage in der Region sehr angespannt.

US-Präsident Donald Trump hatte bereits mehrfach mit Alleingängen im Atomstreit mit der Führung in Pjöngjang gedroht, setzt aber auf eine Zusammenarbeit mit China. Er hatte China wiederholt aufgefordert, seinen Einfluss auf Nordkorea geltend zu machen. Trump war China dafür auch in Handelsfragen entgegengekommen.

Der chinesische Außenminister Wang Yi sagte bei einem Treffen mit Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin: „Wenn auf der koreanischen Halbinsel wirklich Krieg ausbricht, dann haben wir schwerwiegende und unvorstellbare Konsequenzen.“ Deshalb liege es im Interesse Chinas, „dass wir diese kriegerischen Risiken wirklich eindämmen“.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte bei einer Sicherheitskonferenz in Moskau, der Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Südkorea destabilisiere die Lage. Lawrows Stellvertreter Sergej Rjabkow rief Nordkorea zu einem Stopp von Atomtests auf.

Die US-Regierung wollte am Mittwoch in Washington den gesamten Senat über den Konflikt mit Nordkorea informieren. Am Mittag (Ortszeit) war in Washington nach Angaben des Weißen Hauses und des Außenministeriums zunächst ein Treffen zwischen Trump und Außenminister Rex Tillerson geplant. Anschließend soll dann Tillerson unter anderem mit Verteidigungsminister James Mattis die Senatoren unterrichten.

Nach Angaben der US-Marine hielten amerikanische Kriegsschiffe am Mittwoch zur gleichen Zeit Seeübungen mit den südkoreanischen und japanischen Seestreitkräften in Gewässern westlich der koreanischen Halbinsel sowie westlich von Japan den zweiten Tag in Folge ab.

Die zuständige US-Flotte berichtete außerdem von Luftübungen japanischer und amerikanischer Kräfte über dem Philippinischen Meer. Daran nahmen demnach von US-Seite Flugzeuge teil, die auf dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ stationiert sind. Dem TV-Sender Fox hatte Trump mit Blick auf Nordkorea gesagt: „Wir schicken eine Armada, sehr schlagkräftig.“ Am Dienstag war das atomgetriebene Raketen-U-Boot „USS Michigan“ im südkoreanischen Busan eingetroffen.

Bei Protesten von Hunderten Anwohnern und Mitgliedern von Bürgergruppen gegen den unangekündigten THAAD-Transport gab es Zusammenstöße mit der Polizei, wie südkoreanische Sender berichteten. Nach Angaben der Gruppen gab es etwa zehn Verletzte.

Vor der Präsidentenwahl in Südkorea am 9. Mai überschattet das Thema Nordkorea einschließlich der THAAD-Stationierung auch den Wahlkampf. Der in Umfragen führende Mitte-Links-Kandidat Moon Jae In forderte mehrfach, die Entscheidung über die Stationierung der nächsten Regierung zu überlassen.