Valls verspricht schnelle Reformen
Der neue französische Premier hat sich aber auch die soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen geschrieben.
Paris. In Problemlösung sollen junge Franzosen laut neuestem Pisa-Bericht ziemlich gut sein. An Problemen mangelt es jedenfalls nicht für den im Vergleich zu seinem Vorgänger jungen Premierminister Manuel Valls (51). Frankreich schlägt sich als zweitgrößte Volksökonomie der Eurozone seit Jahren mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigem Wachstum, Schulden und Löchern in den Budgets herum. Als neuer Regierungschef ist der zur Parteirechten der Sozialisten zählende Valls nun direkt für die Lösungen verantwortlich.
Bei der Amtsübergabe gab es am Dienstag im Hof des Regierungssitzes Hôtel Matignon viel Applaus der Mitarbeiter. Ein bisschen mehr für den scheidenden Hausherrn Jean-Marc Ayrault, nicht ganz so langanhaltend für den neuen Regierungschef.
Valls lässt die ihm nachgesagte Bulldozer-Strategie durch forsches Auftreten erkennen, allerdings bemüht er sich auch um die linke Seelenseite der regierenden Sozialisten. Die von Präsident François Hollande vorgegeben Ziele will der Neue zwar „schneller“ erreichen und dabei auch „weiter“ voranschreiten, aber es gehe eben auch um „soziale Gerechtigkeit“.
In seiner manchmal ruppigen Art erinnert Valls an einen seiner Vorgänger im Innenressort, den späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy. Das britische Magazin „The Economist“ nannte Valls schon einen „sozialistischen Sarkozy“. Der gebürtige Spanier Valls hat nie einen Hehl gemacht aus seinen ehrgeizigen Zielen: „Die Hyperpräsenz“ von Sarkozy „schreckt mich nicht“, sagte Valls mal.
Bei seiner Rede erwähnt Valls auch einen anderen für französische Sozialisten sehr interessanten Namen: Michel Rocard. Im Gefolge des früheren Premiers habe er erstmals den Amtssitz betreten. Valls sieht sich in der politischen Linie von Rocard, dem parteiinternen Intimfeind von François Mitterrand. Die Linken-Ikone ist auch Hollandes Vorbild. Als Präsident machte Mitterrand den Parteirechten Rocard von 1988 bis 1991 zu seinem Premier. Als einer der Gründe gilt: Mitterrand wollte von der Popularität Rocards profitieren. Heute hat Valls in Umfragen doppelt so hohe Sympathiewerte wie Hollande.
Nun also Hôtel Matignon. Noch im Januar hatte Valls im TV auf die Zuschauerfrage „Was würden Sie wählen: den Posten des Premierministers oder ein Glas mit Penélope Cruz?“ der spanischen Schauspielerin den Vorzug gegeben. Aber ein Gläschen mit Cruz kann ja noch kommen.