Venezuela bleibt auf Kurs von Hugo Chávez
Der knappe Sieg von Maduro vertieft die Gräben zwischen Regierung und Opposition.
Caracas. „Meine Meinung ist absolut und unumkehrbar. Ihr solltet Nicolás Maduro wählen“ — diesen Wunsch haben die Venezolaner Hugo Chávez posthum erfüllt, allerdings äußerst knapp.
Schon Ende 2012 — Monate vor seinem Tod Anfang März — hatte der an Krebs erkrankte „ewige Comandante“ seinen Landsleuten Maduro als Nachfolger ans Herz gelegt. Der Sieg kam, doch was überraschte, war, wie knapp er ausfiel. Nie war die Opposition in Venezuela dem Ziel eines Machtwechsels so nah.
Weniger als zwei Prozentpunkte (rund 235 000 Stimmen) blieb der 40 Jahre alte Oppositionskandidat Henrique Capriles Radonski vom Einzug in den Präsidentenpalast entfernt. Das sorgt für Unruhe. In nur sechs Monaten wurde der Opposition zum dritten Mal in Folge eine Niederlage beschieden. Erst verlor Capriles im Oktober die Präsidentenwahl gegen Chávez mit 44 zu 55 Prozent.
Dann musste die Opposition im Dezember mehrere Gouverneursposten an die Chavistas abgeben. Und nun unterlag Capriles dem Chávez-Intimus Maduro hauchdünn. Dennoch geht das Oppositionslager gestärkt aus der Wahl, denn ihr Kandidat konnte deutlich zulegen.
Die Anhänger von Maduro feierten den ersten Wahlsieg der Nach-Chávez-Ära frenetisch. Obwohl er nicht über das Charisma von Chávez, dem „Vater der Nation“, verfügt, sehen viele in ihm den neuen „Comandante“. Im Schatten von Chávez hat er gesiegt, nun muss er zeigen, ob er ohne ihn regieren kann.
Direkt nach der Wahl zeigte sich Maduro staatsmännisch. „Ich lade alle, die uns nicht gewählt haben, ein, mit uns zu arbeiten.“ Maduros Gegenkandidat Capriles wollte sich mit der Verlierer-Rolle nicht abfinden und wies Behauptungen zurück, es gebe einen Pakt zwischen ihm und Maduro. „Ich bin ein Kämpfer. Ich paktiere weder mit der Lüge noch mit der Korruption“, ließ er seinen Kontrahenten wissen.
Der Chef der oppositionellen Zeitung „TalQual“, der Ex-Guerillero Teodoro Petkoff, schrieb: „Wie nie zuvor hat sich gezeigt, dass das Land in zwei gleiche Hälften geteilt ist.“ Maduro habe nicht das Geschick, den von Chávez hinterlassenen Problemen entgegenzutreten. Es gebe Schulden in astronomischer Höhe, die Inflation liege auf Rekordhöhe, die öffentlichen Leistungen hätten sich alarmierend verschlechtert, die Korruption sei legendär und die Straflosigkeit skandalös.