Viele Tote bei Anschlag auf Luxushotel in Kabul
Kabul (dpa) - Zweieinhalb Wochen vor der Präsidentenwahl in Afghanistan hat ein Taliban-Selbstmordkommando das einzige Luxushotel in der Hauptstadt Kabul angegriffen und neun Zivilisten getötet.
Die vier Angreifer, bei denen es sich dem Anschein nach um Jugendliche gehandelt habe, seien von Sicherheitskräften erschossen worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki.
Bei den im Restaurant des Serena-Hotels getöteten Zivilisten handelte es sich um fünf Afghanen und vier Ausländer - je einer aus Paraguay und Kanada sowie zwei aus Bangladesch.
Der afghanische Journalist Sardar Ahmad, der seit 2003 für die französische Nachrichtenagentur AFP arbeitete, wurde gemeinsam mit seiner Ehefrau und zwei seiner Kinder erschossen, wie AFP und die Behörden berichteten. Die Tochter war nach Angaben von Familienfreunden fünf, der Sohn drei Jahre alt. Ahmads drittes Kind - ein eineinhalb Jahre alter Junge - überlebte schwer verletzt mit einem Kopfschuss. Sedikki sagte, insgesamt seien bei dem Überfall vier Menschen verwundet worden.
Die Taliban begründeten den Angriff damit, dass afghanische Regierungsvertreter im Hotelrestaurant mit Alkohol das bevorstehende afghanische neue Jahr gefeiert hätten, das am Freitag begann. Das schwer gesicherte Serena-Hotel serviert allerdings gemäß den islamischen Gesetzen Afghanistans gar keinen Alkohol.
Sedikki sagte, möglicherweise hätten die vier Angreifer ihre Waffen in Socken und Schuhen an den Sicherheitskontrollen vorbeigeschmuggelt. Sie hätten sich als Gäste ausgegeben. Am Donnerstagabend hatten sich zahlreiche Afghanen in dem Restaurant versammelt, um das bevorstehende neue Jahr zu feiern.
In dem ausgebuchten Hotel sind derzeit viele Ausländer untergebracht, darunter Wahlbeobachter, UN-Mitarbeiter und Diplomaten. Bei einem Taliban-Angriff auf das Serena-Hotel waren 2008 bereits sechs Zivilisten getötet worden.
Bei einem Anschlag der Taliban auf ein bei ausländischen Diplomaten beliebtes und stark gesichertes Restaurant in Kabul waren am 17. Januar in Kabul mehr als 20 Menschen gestorben, darunter zahlreiche Ausländer. In der vergangenen Woche war in der afghanischen Hauptstadt zudem der schwedische Journalist Nils Horner am helllichten Tage erschossen worden. Die schwedische Zeitung „Expressen“ berichtete am Freitag, der nun ermordete afghanische Journalist habe auch mit Horner zusammengearbeitet.
AFP nannte den Tod ihres Mitarbeiters Ahmad „eine unaussprechliche Tragödie“. Präsident Hamid Karsai kondolierte der Familie. Besonders der Mord an den Kindern sorgte für Entsetzen. Der Journalist Habib Khan sagte: „Ich kann nicht glauben, dass die Taliban auf Kinder schießen, die erst eineinhalb Jahre alt sind.“
Bei einem Bombenanschlag auf eine Neujahrszeremonie in der südafghanischen Provinz Kandahar wurden am Freitag drei Menschen getötet, wie die Polizei mitteilte. Bei den Toten handele es sich um zwei Polizisten und den Vorsitzenden des Medienbüros der Provinzregierung.