Antiterror-Einsatz in Brüssel Vier Islamisten im Großraum Paris wegen möglicher Anschlagspläne festgenommen
Großfahndung nach zwei Verdächtigen nach Antiterror-Einsatz in Brüssel.
Brüssel (AFP) - Die belgische Polizei fahndet mit Hochdruck nach zwei Männern, die bei einem Anti-Terroreinsatz am Dienstag in Brüssel auf Polizisten geschossen hatten. Wie belgischen Medien am Mittwoch berichteten, handelt es sich bei den Verdächtigen um zwei Brüder mit Verbindungen zu Terrororganisationen. Im Großraum Paris wurden wegen möglicher Anschlagspläne vier mutmaßliche Islamisten festgenommen.
Die belgische Polizei hatte am Dienstag im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris ein Haus im Brüsseler Vorort Forest durchsucht. Dabei war sie unter Beschuss geraten, vier Beamte wurden verletzt, ein Angreifer getötet. Neben der Leiche fand die Polizei eine Fahne der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat sowie ein Buch über den Salafismus.
Der Mann hatte mit einer Kalaschnikow auf die Polizisten geschossen und offenbar reichlich Munition bei sich. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 35-jährigen Algerier, der sich illegal in Belgien aufhielt. Den Behörden war er bislang nur wegen eines Diebstahls aus dem Jahr 2004 bekannt.
Nach dem Einsatz nahm die Polizei zwei Männer vorübergehend fest. Am Mittwoch wurden sie ohne Anklageerhebung wieder auf freien Fuß gesetzt. Noch in der Nacht wurden zudem weitere Gebäude durchsucht. In einem Haus entdeckte die Polizei eine weitere Kalaschnikow sowie schwarze Kleidung. Von den beiden Flüchtigen fehlte jede Spur.
Islamisten hatten am 13. November bei einer Reihe koordinierter Attacken in Paris 130 Menschen getötet. Zu der schwersten Anschlagsserie in der Geschichte Frankreichs bekannte sich der IS. Mehrere der Attentäter von Paris stammten aus dem Brüsseler Problemviertel Molenbeek und waren den Sicherheitsbehörden bekannt; einer ihrer mutmaßlichen Helfer, Salah Abdeslam, ist bis heute auf der Flucht.
In Paris und im nördlich angrenzenden Département Seine-Saint-Denis wurden unterdessen drei Männer und eine Frau festgenommen. Einer der Männer habe womöglich "gewalttätige Aktionen in Frankreich" geplant, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve. Aus Polizeikreisen verlautete, von einem "unmittelbar bevorstehenden Anschlagsprojekt" könne noch nicht gesprochen werden. Alle vier Verdächtigen standen wegen ihrer Radikalisierung unter Beobachtung. Nach ihrer Festnahme wurden sie für Verhöre zum Sitz des französischen Inlandsgeheimdienstes DGSI im nordwestlich von Paris liegenden Levallois-Perret gebracht.
Der Hauptverdächtige könnte laut Innenminister Cazeneuve in Verbindung mit IS-Vertretern in Syrien gestanden haben. Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, war er im März 2014 wegen eines Versuchs, sich dem Dschihad in Syrien anzuschließen, zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, darunter eines auf Bewährung. Er kam im Oktober frei, wurde aber nach den Pariser Anschlägen im Zuge des landesweiten Ausnahmezustands unter Hausarrest gestellt. Nun wurde auch seine Freundin festgenommen.
Cazeneuve warnte jedoch vor vorschnellen Schlüssen. Bei den Razzien wurden mehrere Datenträger sowie Kalaschnikow-Munition gefunden, aber keine Waffe. Ein Polizeivertreter sagte, bisher gebe es keine Hinweise, dass die Verdächtigen in nächster Zeit einen Anschlag geplant hätten.
Frankreichs Staatschef François Hollande sagte als Reaktion auf die Festnahmen, die Bedrohungslage in Frankreich sei immer noch sehr ernst: "Nötig ist größte Wachsamkeit."