Wahlen in Haiti in Gefahr

Port-au-Prince (dpa) - Cholera, Proteste gegen Blauhelme und Angst vor Unruhen: In Haiti wächst die Sorge, ob die für Sonntag geplanten Präsidenten- und Parlamentswahlen überhaupt abgehalten werden können.

Oppositionelle Präsidentschaftskandidaten erklärten am Wochenende, dass die Wahlen in der gegenwärtigen Lage nicht möglich seien. Die UN forderte indes ultimativ ein Ende der Attacken gegen ihre Blauhelmsoldaten. 4 der 19 Bewerber haben Radioberichten zufolge bereits angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen. Der populäre Kandidat und Sänger Michel Martelly forderte am Samstag, der Wahlkampf solle wegen der sich ausbreitenden Cholera eingestellt werden.

Die am 19. Oktober in Zentralhaiti ausgebrochene Seuche hatte das bitterarme Land auch am Wochenende weiter fest im Griff. 19 000 Menschen haben sich inzwischen infiziert. „Die Zahl ist wahrscheinlich viel höher, weil sie heruntergespielt wird“, sagte Patricio Luna von der Caritas am Sonntag in Port-au-Prince. Er sprach aber von einem Glück, dass die Regenzeit zu Ende gehe. „Damit ist die Gefahr geringer, dass Latrinenwasser in die Brunnen gerate, das die Menschen zum Kochen und Waschen benutzen.“

1034 Menschen starben nach den jüngsten Angaben des UN-Büros für die Koordinierung der Humanitären Angelegenheiten (Ocha) an der Cholera. Der amerikanische Seuchenexperte Thomas Adams erklärte in Port-au-Prince, die Cholera werde lange Zeit eine Bedrohung in Haiti bleiben.

Die Vereinten Nationen verlangten ein Ende der gegen sie gerichteten Proteste. Die Proteste gelten als politisch gesteuerte Provokation. Ziel bestimmter Gruppen sei es, die Lage im Lande vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen am kommenden Sonntag weiter zu destabilisieren, hieß es.

Nach Radioberichten hörten die Demonstrationen in der zweitgrößten Stadt des Landes, Cap Haitien, am Freitag schlagartig auf, als der Senatskandidat der Regierungspartei Inité von Präsident René Préval das Ende des Protestes verlangte. Das wurde von Medien als Zeichen gewertet, dass der Senatskandidat einer der Hintermänner der Proteste gewesen war.

Auch in Port-au-Prince flauten die Proteste am Wochenende ab. Die Demonstranten hatten den Abzug der UN-Stabilisierungsmission Minustah gefordert, die seit 2004 im Haiti ist, um dem politisch und wirtschaftlich zerrütteten Land zu helfen. Die Haitianer werfen den US-Blauhelmen vor, die Cholera aus Nepal eingeschleppt zu haben. Bei den Unruhen kamen drei Menschen ums Leben, mehrere weitere wurden verletzt.