„Wahlkämpfer“ Putin mit energischer Programmrede
Moskau (dpa) -Wladimir Putin ist offiziell im Sommerurlaub. Aber bei dem Besuch eines propagandistischen Jugendlagers wirkt Russlands Regierungschef wie ein dynamischer Wahlkämpfer.
In einer Rede vor den kremltreuen Jugendlichen hat Russlands Regierungschef Wladimir Putin die USA kritisiert und sich eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl 2012 offen gehalten. Washington verhalte sich in der Finanzwelt „wie ein Parasit“ und bringe die Weltwirtschaft mit der Monopolstellung des Dollars ins Wanken, sagte er im Ferienlager Seligersee rund 400 Kilometer nordwestlich von Moskau. Sieben Monate vor der Präsidentenwahl ließ Putin offen, ob er oder Kremlchef Dmitri Medwedew antreten wird.
Ein Pro-Putin-Video der Regierungspartei Geeintes Russland heizt unterdessen Spekulationen über seine mögliche Kandidatur an, wie Medien in Moskau am Dienstag berichteten. Der Clip „Wir bauen ein neues Russland“ zeigt Putin, der bereits von 2000 bis 2008 Präsident war, als entschlossenen Macher. Beobachter werten den professionell gemachten Film als „Wahlkampfhilfe“ für den 58-Jährigen.
Putin hatte bei dem Besuch in dem Lager am Montagabend demonstrativ seine Zusammenarbeit mit Medwedew als „effektiv“ gelobt. Es gebe aber auch „unterschiedliche Ansichten“, räumte er nach Angaben der Agentur Interfax ein. Auch Medwedew hält sich eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentenwahl offen. Die Teilnehmer des propagandistischen Ferienlagers gelten als Russlands Kaderreserve.
In seiner Programmrede bezeichnete Putin einen Zusammenschluss seines Landes mit Weißrussland 20 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion als „möglich und wünschenswert“. Ein solcher Schritt hänge von dem westlichen Nachbarland ab. Weißrusslands autoritärer Staatschef Alexander Lukaschenko hatte in den 1990er Jahren mit dem Projekt sympathisiert, lehnt die Idee aber mittlerweile ab.
Putin schloss auch einen möglichen Anschluss der von Georgien abtrünnigen Region Südossetien an Russland nicht aus. Politiker in dem Kaukasusgebiet hatten wiederholt einen Zusammenschluss mit der russischen Teilrepublik Nordossetien ins Spiel gebracht.